Von: R.P.
Meine Erfahrungen mit meiner Verschickung nach Niendorf
Vorgeschichte
Im Sommer 1967 war ich elf Jahre alt, oft krank, untergewichtig und außerdem Bettnässer. Dies
waren die Gründe, weshalb ich in die Kinderlandverschickung nach Niendorf/Timmendorfer
Strand aufgenommen wurde. Wegen meines Bettnässens hatte ich schon verschiedentlich
Probleme bei Freizeiten etc. gehabt und musste das eine oder andere Mal vorzeitig abgeholt
werden, was – jeder hatte mitgekriegt, warum – natürlich jedes Mal eine Niederlage für mich war
und meinem Selbstbewusstsein nicht zugutekam. Ich hatte regelrecht Angst vor
Übernachtungen mit Gleichaltrigen.
Meine Eltern hatten sich deshalb ausführlich über das Verschickungsprogramm – ich glaube
beim Jugendamt unserer Stadt – informiert, und die Auskunft erhalten, dass diese
Verschickungskur sehr gut für Bettnässer geeignet sei. Viele der anderen Kinder seien ebenfalls
Bettnässer und man erhoffe sich von der gesunden Seeluft und dem auf Kinder wie mich
zugeschnittenen Programm eine Kräftigung von Körper und Seele. In einem
Informationsschreiben des Jugendamtes waren Hinweise darauf enthalten, was die Kinder in
ihrem Gepäck mitbringen sollten. Unter anderem wurde dort empfohlen, ihnen lediglich fünf DM
mitzugeben; dies sorge für Gleichheit zwischen den Kindern, zudem sei in dem Kurheim für alles
Leibliche gesorgt, so dass eigentlich nichts Zusätzliches gekauft werden müsse. Meine Eltern
hielten sich sklavisch an diese Empfehlungen, packten mir abweichend davon allerdings noch
eine (rote) Gummidecke in den Koffer, die ich – wie Zuhause – abends in meinem Bett ausbreiten
sollte, um die Matratze nicht zu nässen.
Anreise und erste Erfahrungen
Die Anreise nach Niendorf gestaltete sich so, dass eine kleine Gruppe von Kindern aus meiner
Heimatstadt von einem Vertreter des Jugendamtes bis zum Zielort begleitet wurde. Ich glaube,
wir waren zwei Jungen und zwei Mädchen. An die Mädchen kann ich mich
kaum erinnern, zumal wir in Niendorf nach Geschlechtern getrennt untergebracht wurden. Der
andere Junge war schon fast 15. Ich kannte ihn vom Sehen in meiner Schule.
In Niendorf gab es mehrere Kurheime für Kinder. Ich meine mich zu erinnern, dass „mein“ Heim
Sankt Antonius hieß. Vom Spielplatz dieses Heimes aus konnte man den Strand sehen. Die Größe
unserer Gruppe schätze ich auf 25-30 Jungen – es könnten aber auch mehr gewesen sein – im
Alter von zehn bis fast 15 Jahren. Nach der Ankunft wurden wir aufgefordert, unsere Koffer zu
einem leeren Bett in einem größeren Schlafsaal zu stellen. Nachdem ich die Lage der Toiletten
erkundet hatte, suchte ich mir ein Bett nahe am Ausgang, um im Bedarfsfall schnell bei den
Aborten sein zu können. Ich hatte mich bereits vorsichtig bei den Kindern um mich herum
danach erkundigt, ob sie auch ein Gebrechen wie Bettnässen hätten. Die wussten gar nicht, was
ich damit meinte. Da war mir klar, dass irgendetwas an den Informationen meiner Eltern zur
„Bettnässerkur“ nicht stimmte und ich mein Bettnässen würde verbergen müssen. Sehr schnell
kam es auch zu Gesprächen darüber, wie viel Geld die einzelnen Jungen mit sich führten. Die
Beträge variierten zwischen zehn und einhundert DM; lediglich fünf D-Mark hatte nur ich dabei.
Das Elend beginnt
In der ersten Nacht versuchte ich, nicht einzuschlafen, um auf gar keinen Fall mit einem nassen
Bett am nächsten Morgen aufzufallen. Es war mir gelungen, unbemerkt die Gummidecke unter
meinem Laken zu positionieren und ich schaffte es auch weitestgehend, nicht zu schlafen.
Allerdings war ich am nächsten Tag fürchterlich müde und fühlte mich schlecht. In der zweiten
Nacht schlief ich und … nässte ein. Ich versuchte, mein Malheur zu vertuschen, aber irgendwer
sah mich mit der Gummidecke hantieren, hatte sofort den richtigen Verdacht und schrie
lauthals: „Igitt, igitt, hier hat einer in ́s Bett gepisst! Bettpisser, Bettpisser!“ Im Nu waren mein
Bett und ich von Jungen umringt, die sich die größte Mühe gaben, mir zu zeigen, wie „scheiße“
sie mich fanden. Aufmerksam geworden durch den Lärm kam schnell eine Aufsichtsperson, eine
Schwester. Wenn ich mir Schutz durch sie versprochen hatte, lag ich auf jeden Fall falsch. Die
Schwester beschimpfte mich, fragte, was sich meine Eltern wohl gedacht hätten, einen
Bettnässer in die Kur zu schicken, und sagte, dies könne den anderen Kindern nicht zugemutet
werden. Außerdem habe sie keine Zeit, das Bett wieder in Ordnung zu bringen, das müsse ich
schon selber machen. Ich handelte so, wie ich es von zu Hause gewohnt war, trocknete
die Gummidecke und das Bettlaken über Stühlen und machte damit meine Schwäche nur noch
sichtbarer.
Das Elend geht weiter I
Auf diese Weise war ich bereits am zweiten Tag meines Aufenthaltes in Niendorf als Bettnässer
gebrandmarkt. Niemand wollte mit mir spielen, neben mir sitzen oder sonst irgendetwas mit
mir zu tun haben. Beim Abendessen wurde ich an einen Einzeltisch verwiesen, während die
anderen Kinder gemeinsam an großen Tischen saßen. Nach dem Essen wurde mir seitens einer
Aufsichtsperson mitgeteilt, dass es eine Zumutung für die anderen Jungen wäre, wenn ich mit
meinem Bettnässen im gemeinsamen Schlafsaal läge. Fortan hätte ich allein in einem kleinen
Nebenraum, in dem zwei Doppelstockbetten standen, zu schlafen. Ich blieb dort allerdings nicht
lange allein, denn es gab noch ein anderes Kind, das – allerdings ganz anders als ich – auffällig
war. Bei diesem Jungen handelte es sich um einen Zehn- oder Elfjährigen, der über Tische und
Bänke ging und kaum auf Ansprache reagierte. Dieser Junge wurde für wenige Tage mein
Zimmer- und Tischgenosse. Wir beide waren die Außenseiter, wobei er mich wie die anderen
„Bettpisser“ nannte und mir kein richtiger Ausdruck für ihn einfiel. Wir konnten miteinander
nichts anfangen. Der Letzte der Letzten war wohl ich.
…weiter II
Eines der ersten Mittagessen bestand aus Kartoffelpüree, Apfelmus und gebratener Blutwurst.
Mein Zimmer- und Tischgenosse wollte nur das Püree und das Apfelmus essen, nicht aber die
Wurst, weil er sich davor ekele. Dies wurde ihm nicht erlaubt; er habe alles zu essen, was auf
dem Teller sei. Nachdem ihm eine der Schwestern einige Löffel in den Mund gezwungen hatte,
aß er mit erkennbarem Widerwillen und wohl nur wegen der entschlossen neben ihm sitzenden
Schwester alles auf. Kurz nach dem letzten Löffel erbrach er sich in den Teller und zwar so, dass
das Essen aussah wie frisch angerichtet. Die Schwester interpretierte sein Erbrechen als
bewussten Widerstand gegen sie und wollte ihn zwingen, das Erbrochene zu essen. Der Junge
weigerte sich, auch als die Schwester versuchte, ihm den Löffel gewaltsam in den Mund zu
schieben. Wegen seiner motorischen Abwehrreaktionen kippte der Teller um, zerbrach und das
Essen/Erbrochene erteilte sich auf Tisch und Boden. Daraufhin zerrte die Schwester den sich
heftig wehrenden Jungen aus dem Speisesaal, schleppte ihn über einen Flur in ein Zimmer, aus
dem ich anschließend Schreie hörte. Ich glaube, dass er dort geschlagen wurde. Ich ekelte mich
schrecklich vor dem Erbrochenen, das bis zum Ende des Mittagessens nicht weggewischt wurde
und ahnte, dass sich die Aufsichtspersonen nicht verständnisvoll um uns Kinder und Jugendliche
kümmern würden und schon gar nicht um mich, den Bettpisser.
Diese Episode so früh am Anfang der Kur, wo sich noch keine Halt gebenden sozialen Strukturen
gebildet haben konnten und jeder erst einmal allein war, sorgte für ein spürbares Klima der
Angst.
….weiter III
Ich spürte, dass der Junge sein Verhalten nicht kontrollieren konnte. Dennoch wurde er
andauernd für kleinsten „Ungehorsam“ bestraft, auch geschlagen. Nach wenigen Tagen wurde er
nach Hause „zurückgeschickt“. Überhaupt waren Strafen aller Art an der Tagesordnung. Und es
gab viele Anlässe für Strafen, wie zum Beispiel nicht oder schlecht gemachte Betten, das NichtEssen bestimmter Speisen, mangelnde Disziplin bei gemeinsamen Spaziergängen oder ganz
allgemein Ungehorsam, weswegen auch immer. Delinquenten durften zum Beispiel nicht an
Ausflügen, Spiel- oder Sportaktionen teilnehmen, erhielten kein Dessert, wurden für einige Zeit
in einen Raum eingesperrt oder – allerdings seltener – sogar geschlagen. Es herrschte ein Klima
von Zucht und Ordnung, aufrechterhalten durch die harte Führung insbesondere der
Schwestern. Alle hatten ordentlich Manschetten vor ihnen. Ich „Bettpisser“ traute mich schon
gar nicht, sie zu provozieren, saß allein an meinem Tisch und vermied alles, was ihre
Aufmerksamkeit auf mich hätte lenken können.
Nach dem Auszug des Zimmergenossen war ich zunächst allein in dem Schlafraum. Das hieß
aber nicht, dass ich einen Rückzugsort hatte. Ich hatte den Eindruck, dass die Schwestern mich
wegen meines Bettnässens ebenso verachteten wie die Jungen. Manchmal wurde ich mehrfach
in der Nacht aufgeweckt, um meine Blase zu leeren. Wenn das Bett morgens dennoch nass war,
wurde dies laut und mit herabsetzenden Ausdrücken kommentiert. Selbstverständlich musste
ich selbst das Bett abziehen, die Bettwäsche
trocknen und sie anschließend wieder – meist abends – aufziehen. Das herabsetzende Verhalten
der Schwestern animierte meines Erachtens die anderen Jungen, ebenfalls in meinem Zimmer
„nach dem Rechten zu schauen“. Dabei wurde ich übelst beleidigt, meine Kleidung wurde
zerstreut und ich wurde bedroht, „wenn ich mich trauen würde, den großen Schlafsaal noch
einmal zu betreten … „. Es gab auch schon erste körperliche Angriffe und meine Hose wurde
heruntergezogen, ein großer Spaß für alle.
…weiter IV
Das Verhalten mir gegenüber nahm immer mehr an Aggressivität und Massivität zu. Zunächst
spürte ich mein „Ausgestoßen sein“ – abgesehen von dem Extratisch und meinem BettnässerZimmer – daran, dass niemand neben mir gehen wollte, wenn wir beispielsweise einen Ausflug
unternahmen. Wenn Sportliches angesagt war und Mannschaften gebildet werden sollten, war
ich immer der letzte, der übrig blieb und zu dem die Mannschaft, die mich dann nehmen musste,
sagte: „Brauchst eigentlich gar nicht mitzuspielen. Du kannst doch sowieso nichts“. Dabei war
ich nicht der schlechteste Sportler. Manchmal wurde ich während des Spiels aus einer
Mannschaft ausgeschlossen und musste den Rest der Zeit (und die war lang!) allein am
Spielfeldrand sitzen, denn wir durften uns nicht selbstständig außerhalb der Gruppe bewegen.
Vom gemeinsamen (Sport- und Spaß-)Erlebnis ausgeschlossen zu sein, hat mich sehr einsam
gemacht und meine Stigmatisierung verstärkt. Die Aufsichtspersonen unternahmen nichts, um
mich zu integrieren. Schlimm waren Spiele wie Völkerball, wo sich die größten und stärksten
Jungen einen Spaß daraus machten, die Schwächeren mit schweren Bällen „abzuwerfen“. Das tat
manchmal sehr weh und einige Jungen hatten eine Heidenangst davor, als letzte in dem Spielfeld
zu sein. Wenn ich einer der Letzten war, wurde ich besonders hart rangenommen. Wenn es noch
so weh tat, ich weinte nicht. Eigentlich hatte ich mich aufgegeben. Es kam aber noch schlimmer.
…weiter V
Ausgehend von gelegentlichen „Besuchen“ kleiner Gruppen Jugendlicher – meist jüngerer – in
meinem Zimmer, bei denen ich beleidigt und auch körperlich getriezt wurde, wurde ich nun
auch draußenen belästigt. Ich war so etwas wie vogelfrei und musste immer damit
rechnen, von kleinen Gruppen in ein Gebüsch gezogen und dort dann verprügelt zu werden.
Nach kurzer Zeit hatte es sich „eingebürgert“, mir die Hose herunter zu ziehen, an meinen
Geschlechtsteilen herum zu manipulieren oder mir Gegenstände wie kleine Stöcke in den After
zu schieben. Es wurde auch auf mich uriniert („Bettpisser!“). Am schlimmsten war ein Vorfall in
den Waschräumen, bei dem mir ein Stückchen Seife in den After geschoben wurde. Das tat sehr
weh und ich hatte große Angst zu sterben. Hatte ich anfangs noch Widerstand geleistet, merkte
ich schnell, dass dies angesichts der Übermacht sinnlos war.
Allerdings muss ich einen Lichtblick erwähnen, und zwar in Form des Jugendlichen aus meiner
Heimatstadt, der immer eingriff, wenn er sah, dass ich bedrängt wurde. Da er aber meist mit
älteren Jugendlichen unterwegs war, während ich mit den Zehn bis Zwölfjährigen zusammen
war, konnte ich nicht ständig auf seine Hilfe bauen.
Unterwerfung und Selbstabwertung wurden insofern mein „Schutz“, als ich hoffte, meine
Peiniger durch Unterwerfungsgesten „milder“ zu stimmen und mich gegen die Verletzungen
meiner persönlichen Integrität dadurch wappnen zu können, dass ich mir selbst gar keine
Würde mehr zumaß. Ich kann mich an keine Hilfe seitens der Schwestern erinnern, obwohl sie
mitbekommen haben mussten, wie die anderen Kinder und Jugendlichen sich an mir ausließen.
…weiter VI
An einem sehr nebligen Tag unternahmen wir eine Ausfahrt auf die Ostsee mit einem
Fischerboot. Ich saß achtern, allein, die anderen ließen sich von der Faszination des Fischfangs
(ich glaube, es ging um Aale) einnehmen, schaute in das von der Schiffsschraube aufgewirbelte
Wasser und dachte: „Wenn ich mich jetzt als Nichtschwimmer in das Wasser fallen lasse, ist alles
vorbei. Dann kann mir keiner mehr was. Niemand wird mich wegen des Nebel finden, bevor ich
ertrunken bin.“ Ich habe mich nicht ins Wasser fallen lassen , aber weniger aus Angst vor dem
Ertrinken als vielmehr deshalb, weil ich meinen Eltern und Geschwistern Leid ersparen wollte.
Allerdings wunderte ich mich schon, warum meine Eltern nicht auf meine Ansichtskarten
reagiert hatten, mit denen ich ihnen mitgeteilt hatte, dass alles ganz schrecklich sei und sie mich
abholen sollten. Für diese Postkarten plus Briefmarken hatte ich meine fünf DM
ausgegeben, konnte mir also nie – wie die anderen – ein Eis o. ä. kaufen. Bei der Abreise erfuhr
ich, warum meine Eltern nicht reagieren konnten: Die Heimleitung hatte meine Ansichtskarten
wegen ihres Inhalts aus dem heim-eigenen Postkasten genommen, um sie mir erst bei der
Abreise wieder auszuhändigen.
Es gab auch Anderes…
Neben dem älteren Jugendlichen aus meiner Heimatstadt gab es zwei Personen in Niendorf, die
mir Gutes wollten. Die eine war eine vielleicht 18-jährige Erzieherin, die mein Leiden bemerkt
hatte. Sie nahm mich eines Abends mit auf ihr Zimmer, um mein Knie zu verbinden, das ich mir
aufgestoßen hatte. Dabei erzählte sie mir, dass ich ein ganz toller Junge sei und das Ganze
irgendwann enden würde. Außerdem rede sie gerne mit mir. Einmal nahm sie mich mit in ihr
Bett, um mir zu zeigen, dass sie mich nicht ekelhaft fände. Sie fasste mich aber sonst nicht an.
Obwohl ich ihre Fürsorge gern in Anspruch nahm, wusste ich instinktiv, dass das nicht richtig
war. Irgendwann bemerkten die anderen, dass sich die junge Frau um mich kümmerte. Das
Ergebnis war, dass ich fortan umso mehr zu ertragen hatte. Die zweite Person, die mir Gutes
wollte, war ein stiller, zurückhaltender und irgendwie sanfter Junge, der sich nie an den
Aggressionen gegen mich beteiligt hatte, selbst aber zu schwach und zu wenig anerkannt war,
um mir helfen zu können. Wir freundeten uns an. Diese drei Personen ließen mich nicht vollends
verzweifeln.
Schlussendlich……………
Als ich endlich wieder zu Hause in meiner Heimatstadt war, wollte ich meinen Eltern von
meinem Martyrium erzählen. Ich hatte noch nicht ganz angefangen, von der sexualisierten
Gewalt zu erzählen, da wurde ich mit der Bemerkung ausgelacht, ich hätte schon immer eine
rege Fantasie gehabt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich nicht mehr über meine Erlebnisse in
Niendorf gesprochen, auch nicht darüber nachgedacht, bis ich vor ca. 6 Jahren auf einem
Seminar mit Arbeitskolleginnen und -kollegen, bei dem es u.a. um soziale Beziehungen und um
sexuelle Belästigung in Unternehmen ging, einige Begebenheiten aus Niendorf – aber eher
zahme – erzählte. Plötzlich kam die Erinnerung an die vielen Erniedrigungen gewaltsam und
leider sehr detailliert zurück und ich begann zu verstehen, warum ich mich in vielen Situationen
mit gleichaltrigen Jungen oder Männern sehr unwohl gefühlt hatte, so dass ich solche
Zusammenkünfte nach Möglichkeit gemieden hatte. Ich begriff auch, warum ich mit
zunehmendem Alter in der Pubertät und auch noch später lieber in Konfrontation mit den Eltern
oder anderen Autoritätspersonen war, als mit Ihnen einen vertraulichen Umgang zu pflegen. Des
Weiteren verstand ich auch besser, warum ich für sehr lange Zeit ein sehr angeknackstes
Selbstbewusstsein hatte (das ich natürlich zu verstecken suchte) und mich dauernd bei
Freundinnen und Freunden vergewissern musste, dass ich „ein toller Hecht“ war. Die in
Niendorf aus der Not entwickelte, auf Unterwerfung und Selbstabwertung basierende
psychologische Überlebensstrategie begleitete mich noch sehr lange und war ständig in Konflikt
mit meinen beruflichen Aufgaben. Schließlich hatten die sexuellen Demütigungen, die ich trotz
meiner beachtlichen Verdrängungsleistung doch noch irgendwie unkonkret im Kopf hatte,
nachteilige Auswirkungen auf meinen sexuellen Reifeprozess und auch später auf meine
Sexualität.
Anonymisierungs-ID: ado
SPENDEN
Vielen Dank, dass Sie sich für eine Spende interessieren:
AKV NRW e.V.
IBAN DE98 3206 1384 1513 1600 00
Für eine Spendenquittung bitte eine E-Mail an:
Detlef.Lichtrauter@akv-nrw.de