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Katharina Drexler: Ererbte Wunden heilen

Therapie der transgenerationalen Traumatisierung

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017, 160 Seiten, Preis: 25 Euro
ISBN: 978-3-608-89203-1

Dieses Buch ist beispielhaft für viele andere, welche versuchen, frühkindliche Traumata zu heilen. Denn inzwischen kennen wir eine Fülle von wissenschaftlicher Literatur über die Psychotherapie von Traumata; wie sie auch Millionen von Verschickungskindern erlebten. Viele von ihnen haben das bis heute nicht richtig bewältigen können.
Katharina Drexler, Ererbte Wunden erkennen, Verlag Klett-Cotta

Die Autorin des folgenden Buches ist Fachärztin für Psychiatrie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Sie beginnt ihr Buch mit einer kurze Darstellung des Wissensstandes über traumatische Erlebnisse; auch mit einem Blick auf die neurobiologische Forschung. Beim psychischen Erleben spielen Scham und Schuld eine große Rolle. Wenn Kindern schreckliche Dinge widerfahren sind, können sie sich das oft nicht über ihre noch gering entwickelte Vernunft erklären. So kommt es, dass sie sich selber schämen und schuldig fühlen.

Solche Gedanken stehen auf den ersten 40 Seiten dieses Buches. Auf den folgenden 100 Seiten werden traumatische Erlebnisse mit Hilfe mehrerer “Fallschilderungen” vorgestellt. Dabei greift die Autorin auch auf familientherapeutische Genogrammarbeit sowie das EMDR-Konzept zurück. EMDR bedeutet: “Eye Movement Desensitiation and Reprocessing”. Auf deutsch ist damit in etwa gemeint: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung. Dabei handelt es sich um eine seit Jahrzehnten erprobte und weltweit angewendete Behandlungsmethode, die meistens zusammen mit anderen Verfahren angewendet werden kann, um traumatische Erlebnisse behandeln zu können.

Dieses Buch ist auch für Nichtfachleute gut lesbar.

Weitere Informationen:

Aus meiner Erfahrung möchte ich über dieses Thema noch mehr mitteilen. Wichtig ist es, Psychotherapeuten zu finden, die Erfahrungen mit Psychotherapien älterer Menschen haben. Das halte ich für bedeutsamer als Titel und schillernde Zusatzausbildungen. Die Finanzierung solcher Psychotherapien erfolgt durch die Krankenkassen. Bitte dorthin wenden und um Liste der anerkannten Therapeuten bitten. Man kann auch mehrere Erstgespräche führen; und eventuell eines oder zwei selber bezahlen. Ich halte es für wichtig, bei der Entscheidung auch auf das eigene Gefühl zu achten: Wo fühlte ich mich verstanden und gut aufgehoben?

Das Literaturverzeichnis des Buches von Drexler enthält wichtige Fachliteratur. Einige Titel davon werden hier angeführt. Auffallend sind die Ähnlichkeiten zu den Erlebnissen der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie der Holocaust-Opfer und deren Nachkommen. Denn es gibt Formen von “sozialer Vererbung” von Traumata.

Literatur

Trauma und transgenerationale Traumatisierung

Alberti, B: Seelische Trümmer. Geboren in den 50er und 60er Jahren. Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas. München 2010.

Bode, S.: Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation. Stuttgart 2009.

Bruhns, W.: Meines VatersLand. Düsseldorf 2004.

Eckstaedt, A.: Nationalsozialismus in der “zweiten Generation”. Frankfurt a. M. 1996.

Heinl, P.: Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg. München 1994.

McGoldrick M., Gerson, R.: Genogramme in der Familienberatung. Bern, Stuttgart 1990.

Mitscherlich, A., Mitscherlich, M.: Die Unfähigkeit zu trauern. München 1967.

Reddemann, I.: Imagination als heilsame Kraft. Stuttgart 2001.

Reddemann, I.: Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie. Stuttgart 2015.

Radebold, H., Bohleber, W., Zinnecker, I.: Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten. Weinheim und München 2008.

Ustorf, A.-E.: Wir Kinder der Kriegskinder. Freiburg 2008.

Vogt, R.: Täterintrojekte. Diagnostische und therapeutische Behandlungsmodelle für dissoziative Strukturen. Kröning 2012.

Wardi, D.: Siegel der Erinnerung: Das Trauma des Holocaust. Psychotherapie mit Kindern von Überlebenden. Stuttgart 1997.

Es gibt auch gute Internet-Einträge zu diesen Themen. Beispielsweise findet man am Ende des Buches von Gilhaus eine Fülle von Internetquellen und Angaben über Berichte in den Medien.

Eine eigene Zufallsumfrage 

Meine zufällige Umfrage im Bekanntenkreis ergab, dass von etwa 20 Menschen, die als Kind in derartigen Heimen waren, fast alle von entwürdigender Behandlung sprachen. Mindestens 15 von ihnen äußerten, dass sie ihr Erbrochenes aufessen mussten. Nur zwei sprachen auch von positiven Aspekten ihres Heimaufenthaltes: Ein etwa zwölfjähriges Mädchen erinnerte anregende Spiele und Aktivitäten. Ein Junge aus armen Verhältnissen, dem vom Stiefvater oft auch die Nahrung verweigert wurde, erwähnte, wie gut es war, sich endlich einmal satt essen zu können.

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