Doris Heinrich: Verschickungskinder

Doris Heinrich: Verschickungskinder. Gewalt im Mantel der Barmherzigkeit. Wege der Aufarbeitung. Das Schattenreich der Kirche am Beispiel Schloss Friedenweiler. Eine Caritas-Erholungs- und Kinderheilstätte der Erzdiözese Freiburg von 1922-1983. 

Friedland: Selbstverlag 2025, 307 S., Preis 29 Euro plus Versand 3,55 Euro

ISBN 978-3-00-082271-1

Bestelladresse: Verschickung-schlossfriedenweiler@web.de

Doris Heinrich wurde 1955 im Alter von vier Jahren in die katholische „Erholungs- und Kinderheilstätte“ Schloss Friedenweiler im Schwarzwald verschickt. Wie bei Tausend anderen wurde ihr erst 2019 durch eine TV-Sendung von Report Mainz bewusst, dass auch sie eines von Millionen Opfern gewesen war. In ihrem schön aufgemachtem Buch findet man eine Mischung von eigener Erfahrung, untermalt mit Gedichten und Bildern, alten Fotos und Dokumenten. Zusätzlich unternahm die Autorin eigene Forschungen in Archiven. Es sind auch Berichte von anderen ehemaligen Verschickungskindern dieser Einrichtung in das Buch eingearbeitet. 

Man erhält Informationen über die Organisation und Tagesstruktur dieses Caritas-Heimes; auch über den wirtschaftlichen Nutzen für die Katholische Kirche. Die Kommune hatte über die Kurtaxe ebenfalls ihren Nutzen. 

Es kommt auch eine persönliche Abrechnung der Autorin mit der Ideologie der Katholischen Kirche vor. 

Dann folgen Abschnitte über einen Heimarzt mit SS-Vergangenheit, gewalttätige Nonnen als „Erzieherinnen“ und über die zentrale Person, den geistlichen Leiter, Pfarrer Ferdinand Klotz (1891-1971). Dieser Mann war nach den Zeugnissen seiner kirchlichen Ausbilder eigentlich als Pfarrer ungeeignet. Trotzdem oder deswegen wurde er ohne pädagogische Ausbildung im Alter von 31 Jahren von 1922 bis 1971, also ein knappes halbes Jahrhundert lang, Leiter dieser Einrichtung. Er war der Hauptverantwortliche für das Terrorregime an Kindern. Mit 80 Jahren schied er aus dem Dienst und starb zwei Jahre später. Wenn man die Handlungen des geistlichen Leiters bedenkt, so passt es ins Bild, dass man nach seinem Tode bei der Räumung seiner Wohnung pornografische Kinderbilder gefunden hatte (S. 13). 

Klotz wurde zu Lebzeiten vom Vatikan als geistlicher Rat (Monsignore) geehrt und erhielt 1962 das Bundesverdienstkreuz. 

Insgesamt hatte man etwa 150.000 Kinder im Schloss Friedenweiler be- und misshandelt. Diese Einrichtung ist kein Einzelfall. Sie steht stellvertretend für Hunderte von ähnlichen Heimen der Jahre 1950 bis 1990. 

Ich wünsche der Autorin, dass möglichst viele Menschen, vor allem solche, die im Schloss Friedenweiler gewesen waren, dieses Buch lesen. 

Literaturhinweis 

Nando Belardi: socialnet.de/lexikon/verschickungskinder.

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