Von: C. Sch.
Name des Trägers: Privatkurkinderheim Haus Lorentzen, früher: Haus Bergedorf,
Strandweg 56, St. Peter Ording
Kostenträger: AOK als freiwillig versichert
Dauer der Verschickung: 4-6 Wochen
Bericht: Es begann damit, dass erst in Hamburg eine Betreuerin „H.“ in den Zug zustieg
und wir Kinder aus NRW mit Schild um den Hals bis dahin allein und ängstlich im
Zugabteil saßen.
Beim meinen nächtlichen Asthmaanfällen musste ich regelmäßig nur mit einer Decke
auf einem Liegestuhl, draußen auf der Terrasse oder Balkon bei Frost die Nacht
verbringen, bis ich morgens hereingeholt wurde. Es war schrecklich kalt und ich hab
gefroren und hatte Angst.
Es gab Sagosuppen, die satt machen sollten, mit zerquetschter Banane belegtes
Schwarzbrot, immer dünn Leberwurst als Brotbelag, wenn Obst, dann meist angefaulte
Äpfel. Über Karneval 1963 waren die Küchenbelegschaft und Herr und Frau L. so
betrunken, dass nicht gekocht, bzw. Essen zubereitet wurde, das haben die
Betreuerinnen und wir größere Kinder (ab 10 Jahre) wozu ich auch schon zählte
gemacht.
Da ich zu Hause gegen Asthma Bronchiale Biochemie nach Dr. Schüssler bekam, wurde
diese mitgebrachte Medizin vom behandelnden Arzt wütend vor meinen Augen
vernichtet und ich dafür von ihm geschlagen. Die Post wurde grundsätzlich kontrolliert
und ich wurde geschlagen, weil ich von der Behandlung des Arztes geschrieben hatte.
Zur Strafe wurde ich auch kalt geduscht.
Wir mussten jeden Sonntag bei starkem Frost in Halbschuhen und dünnen Strümpfen
eine lange Strecke bis zur Kirche gehen, der Frost lies den Hauch am Schal oder
Mantelkragen gefrieren.
Als neue Kinder ankommen sollten, mussten die älteren Kinder, die schon gut arbeiten
konnten, das alte Nachbarhaus putzen bis zum Dachboden, Betten aufstellen, Matratzen
ausklopfen etc., da im Haupthaus nicht genug Platz für die Neuen war.
Es war eine schlimme mit Angst belegte Zeit. Nur die Betreuerin H. hat sich für die
Belange der Kinder eingesetzt und uns viel getröstet.
Anonymisierungs-ID: apl