26757 Borkum, 1987

Nach Missbrauch der Lüge bezichtigt

Von: K.G.

Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Ich wurde im Sommer 1987 mit 13 Jahren von Bad Oeynhausen aus für 6 Wochen nach Borkum ins Kinderkurheim Sancta Maria verschickt.

Dort hatte ich mit der damaligen Oberin ein traumatisches Erlebnis, das ich vergessen hatte und das erst durch einen Bericht im Fernsehen über das Leid der Verschickungskinder in mir wieder aufgebrochen wurde.

Eigentlich überwogen bei mir gute Erinnerungen an die Kur. Das lag an den zwei tollen Betreuerinnen die wir damals hatten, die sich mit sehr viel Liebe und Hingabe um die Kinder gekümmert haben. Den strikten Tagesablauf mit Mittagsschlaf fand ich zwar blöd, aber es gab keine Strafen (mehr), wie früher von anderen Kindern erlebt. Nur die gezwungenen, positiven Briefe nach Hause mussten noch geschrieben werden. Aber die Fröhlichkeit der beiden Betreuerinnen hat es wieder wett gemacht.

Ich kam aus einer schwierigen Familie, hatte Missbrauch erlebt und fand in den Betreuerinnen zum ersten mal jemanden, der sich wirklich gekümmert hat und wirklich zugehört hat. Ihnen konnte ich mich anvertrauen und sie sagten, das Jugendamt könnte nur von der alten Oberin verständigt werden, dazu sollte ich mit ihr reden und ihr das alles erzählen.

Ich stand also ganz allein in einem kleinen Raum vor dieser alten Frau, die eine unfassbare Kälte ausstrahlte und wusste, dass nur über sie der Weg ging, wie ich aus den Qualen in meinem Elternhaus herauskommen könnte. Ich erzählte stockend von den furchtbaren Erlebnissen zuhause, doch sie ließ mich gar nicht zum Ende kommen und sagte, das wäre alles gelogen, ich würde mir das nur ausdenken um Aufmerksamkeit zu bekommen und ich solle mit sowas den wichtigen Leuten nicht die Zeit stehlen und sie würde mit meiner Mutter mal ein ernstes Wort über mein Verhalten sprechen.

Ich bin völlig zusammengebrochen. Als Kind überhaupt soweit zu kommen, dass man sich traut vom Missbrauch zu erzählen und dann durch so ein Niedermachen und das der Lüge bezichtiget werden nochmal traumatisiert zu werden war zu viel. 
Ich hatte solche Angst, dass sie bei meiner Mutter anruft und das rauskommt, dass ich davon erzählt habe. Ich war völlig verstört und panisch. Sah keinen Ausweg mehr.

Zum Glück waren die Betreuerinnen für mich da und haben dann doch selbstständig das Jugendamt benachrichtigt und schlussendlich bin ich dann in eine Pflegefamilie gekommen und habe diese Begegnung mit der Oberin ganz hinten in meinem Gedächtnis versteckt.

Aber seit der Zeit habe ich immer diese diffuse Angst in mir, dass mir nicht geglaubt wird, und eine extrem große Scheu mir Hilfe zu holen. Und das machte für mich so lange keinen Sinn, weil mir ja damals durch die lieben Betreuerinnen geholfen worden ist.

Dieses traumatische Ereignis hatte sich ganz tief in meine Seele gefressen und als es durch die Berichte aus den Kurheimen wieder aufbrach konnte ich wieder diese Welle von Panik spüren, dass meine Mutter angerufen wird und alles rauskommt und ich noch mehr Missbrauch daheim erfahren muss.


Daa war meine Erfahrung in der Kinderkur und mein Herz leidet mit allen Kindern, die diese furchtbare Oberin noch stärker miterleben mussten und noch mehr Qualen erleiden mussten. Was für ein kalter, grausamer Mensch.

Anonymisierungs-ID: asw

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