Von: B.W.
Verschickt aus (damaliger Heimatort) *: Bochum
Jetzt wohnhaft in: Papenburg
Name des Trägers: Caritas
Den Bericht von „P.W., Anonymisierung-Id. aea“ habe ich gelesen und hatte deutlich das
Gefühl „es ist meiner“.
Auch ich bin vor meiner Einschulung, voraussichtlich also 1957, mit einer Cousine (zu
der ich keinen oder freundschaftlichen Kontakt gefunden habe) zur Kinderkur nach
Sandebeck verschickt worden.
Irgendwie, was in dem o.g. Bericht berichtet ist, kommt mir so bekannt vor, als hätte ich
das erlebt. Tatsächlich ist es aber so, dass ich mich an nichts wirklich erinnere; die
„Leere“ geht sogar bis zum Alter von 9 Jahren!
Die Mutter meiner Cousine/Tante (verstorben) hat seinerzeit (heute sagt man
„ehrenamtlich“) Kinder für die Caritas zu Kinderheimen begleitet.
Im Alter von 10 Jahren (1962) kam meine nächste „Verschickung“ mit schlimmen
„weltfremden“ Erziehungsmaßnahmen etc. = in ein nonnengeführtes Internat für die
Dauer der Realschule.
Fazit: Auch hier kann ich mich nicht an viel erinnern, habe aber aus der Zeit eine
Freundin und wir sprechen nach wie vor öfters über das, was gewesen war.
Ich habe mich in den Jahren zu Hause nicht in die Familie mit 5 Geschwistern einfügen
können, war immer das „Enfant Terrible“. Ich habe nicht das Gefühl Eltern (verstorben)
gehabt zu haben, die Geschwister sind mir emotional fremd. Wir Geschwister sind
eigentlich alle ohne Kontakt und überall hin verteilt (bis Canada und Australien).
Einer meiner Brüder war aus „gesundheitlichen Gründen“ Monate auf einer der
ostfriesischen Inseln (Wangerooge?). Wie er zurückkam, hat er uns nicht mehr erkannt
und hat sich ebenfalls nicht mehr in die Familie einfinden können. Er ging mit 20(?)
Jahren nach Australien.
Mittlerweile habe ich aufarbeiten können, dass ich vom Vater von sehr früh an sexuell
missbraucht worden bin und somit einfach weggeschickt wurde. Es wurde mir gesagt,
ich wäre in Sandebeck gewesen (ein Sandebeck im Allgäu, was es aber nicht gibt).
Vielleicht ist es gut, dass ich mich nicht mehr an viel erinnern kann. Es heißt, wenn der
Schmerz zu stark wird, wird das Erlebte im Unterbewusstsein abgelegt und Schmerz
war ganz viel. Eine Familie habe ich daher nicht gehabt und das erschwert mir deutlich
das heutige Leben, habe keinen Partner für´s Leben finden können, habe kaum
Freunde/innen, da ich schwierig sei, bin sehr Rücken-/Wirbelsäulenkrank, lehne die
Kirche aggressiv ab. Das alles führe ich auf meine Kindheit sowie die Zeit im Kinderheim
und Internat zurück.
Anonymisierungs-ID: ard