Von: M.S.
Verschickt aus (damaliger Heimatort) *: Winnekendonk, jetzt Kevelaer
Jetzt wohnhaft in: 47626 Kevelaer
Kostenträger: AOK?
Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Meine Mutter brachte mich zum Bahnhof nach Geldern. Dort wurde ich von einer
Schwester mit Haube in Empfang genommen.
Ich wollte meine Mutter nicht loslassen, aber sie zwangen mich in den Zug einzusteigen. Die
ersten beiden Tage habe ich nur geweint
Und konnte kaum essen und nicht schlafen. Im Schlafsaal wollte ich die Türe einen Spalt
geöffnet haben, da im Flur noch etwas Licht brannte. Es wurde mir nicht gewährt, sodass
meine Ängste vor dem Einschlafen noch größer wurde.
Dann bekam ich nach zwei bis drei Tagen die Röteln und ich wurde von den anderen
getrennt. Wo ich dann war, weiß ich nicht, da fehlt mir jede Erinnerung. Ich glaube, das man
mich betäubte, ich wurde im Bett wach und stand irgendwo auf einem Flur. Dann nach der
Genesung der Röteln erinnere ich mich an Ausflüge in einen Märchenwald mit großen
Figuren aus den Grimms Märchen. Ich hatte so große Angst sie zu betrachten, obwohl es
anderen ein Erlebnis war.
Das schlimmste war das anschließende Solebad in einer Holztonne.
Das heiße Wasser war bis zum Rand gefüllt und da ich sehr klein war, 5 Jahre, konnte ich
kaum stehen und das heiße Wasser war einfach schrecklich für mich. Bis heute ist diese
Erinnerung in mir.
Auch saß ich im Speisesaal ganz alleine, da ich meine Milchsuppe nicht gegessen hatte, alle
anderen durften schon rausgehen.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort sitzen musste. Eine Schwester kam, und hielt mir die
Postkarte hin, ich sollte sie schreiben, aber ich war noch nicht in der Schule und konnte nicht
schreiben, sie zwang mich zu unterschreiben und auf der Karte stand noch nichts
geschrieben.
Ich hatte Angst, sie würden meiner Mutter alles schreiben. Als ich nach Hause zurückkam,
konnte ich zuerst meine Mutter am Bahnsteig nicht finden, und musste wieder weinen.
Zu Hause konnte ich meine Erlebnisse auch nicht verarbeiten, da meine Eltern selbstständig
waren. Auch hatte ich lange Zeit Verlassenheitsängste, die ich nach einem Zusammenbruch
1997 in einer 10 wöchigen Kur aufarbeiten musste.
Anonymisierungs-ID: asd

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