56348 Weisel, St Goarshausen, 1961

Von: M.G.

Dauer der Verschickung: 6 Wochen

Verschickt aus: Aachen


Sehr geehrter Herr Lichtrauter,
zunächst vielen Dank dafür, dass Sie diesen Verein gegründet haben. 
Es wird vielen Betroffenen helfen, sich an ihn wenden zu können.
Ich bin auch betroffen. 
Ich komme aus Aachen, bin 1954 geboren und war 1961 lange im Krankenhaus (ca. 10 Wochen) wegen einer Endokarditis.
 Anschließend war ich für 6 Wochen in „Kur“ in St. Goarshausen – Haus “ Jagdhaus Weisel“. Im Anhang die Karte, die ich an meine Oma geschickt hatte.

 Nach den Berichten in der Aachener Zeitung und auf der Webseite kommen auch bei mir wieder Erinnerungen hoch. Viele sind es nicht, genau wie auch vom Krankenhaus.
Unsere Mutter ist leider 2020 verstorben, ich weiß aber, dass ich sie vor ein paar Jahren nochmal nach dieser Sache gefragt hatte. Sie hat nur gesagt: Nie mehr würde ich ein Kind wegschicken! Ich musste das machen, das haben die so gesagt! Mehr kam da nicht.
Ich denke, meine Eltern hatten Angst. ich bin das älteste Kind und unser Vater hatte in erster Ehe Frau und Kind bei dessen Geburt verloren.
Die Aussage „Wir sind täglich sediert worden“ macht mir Angst! Wer weiß schon genau, was dort mit Medikamenten gemacht worden ist. Kann man sich vielleicht deshalb nicht genau erinnern?
 Strenge der „Tanten“, Aufessen müssen, Mittagsschlaf, man durfte nicht reden, Strafen, im eingenässten Bett weiterschlafen müssen – das sind die ersten Erinnerungen, die mir kommen.
Es ist sehr traurig, was damals geschehen ist mit sooo vielen unschuldigen Kindern. Wir waren nichts wert!
 Interessant finde ich, dass sich die meisten Betroffenen in höheren Jahren wieder an diese Zeit erinnern!? 

Ich leide seit 40 Jahren an einer Depression und bin deswegen und wegen einer Angststörung in Behandlung. (Ich muss dazu sagen, dass Depressionen in unserer Familie erblich bedingt sind, und auch ich habe ein verstorbenes Kind)
Ganz klar ist auch mein Essverhalten gestört! 
Und die anerzogene Angst vor dem „Weißen Kittel“ habe ich erst im Kampf um mein todkrankes Kind ablegen können.
Seltsam – ich hatte ein De-ja-vue, als ich 2019 zum ersten Mal stationär auf Psychiatrie war. Es war ein altes Gebäude und mir kam sofort die Erinnerung an meinen Krankenhausaufenthalt damals.
Setzen Sie sich bitte weiter für die Aufarbeitung ein! Eine wichtige Arbeit.
Ich sende allen einen freundlichen Gruß aus Aachen.



Anonymisierungs-ID: aqg


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