Von: S.Sch.
Name des Trägers: Diakonie/Caritas
Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: An die Zeit in Bad Sassendorf habe ich nur wenig Erinnerungen: Jeden nachmittag in Zweierreihen Hand in Hand stundenlang durch die Rapsfelder laufen (Also muss es Frühsommer gewesen sein), ohne zu sprechen; ein Friseur kam vor der Gruppenaufnahme (die besitze ich noch) und schnitt uns die Haare, ohne auf meinen Einwand, ich habe einen Seitenscheitel, zu reagieren. Das habe ich mit 6 schon als Entwürdigung empfunden. Mit 28 Jahren war ich nochmal in dieser Einrichtung als freie WDR Mitarbeiterin-wir haben eine Sendung über Kinderkuren und Kinderheime gemacht. Ich war kaum fähig, dieses Haus zu betreten. Die Diakonisse, die das Heim leitete war mir tatsächlich noch bekannt. Sie war schon während meines Aufenthaltes dort tätig. Sie meinte: Ja, das machte man damals so“ und versuchte mir die Aussage abzuschmeicheln, so schlimm sei es doch nicht gewesen. Man ließ uns nicht allein mit den Kindern sprechen und nur der Psychologe erzählte uns, dass sich die Verhältnisse kaum gebessert hätten dort.
In Murnau am Staffelsee war es ein Caritasheim und ich war 8 Jahre alt. Dort mussten wir keine Solebäder nehmen (ich hatte ADHS, war zu dünn, Zappelphilipp) wie in Bad Sassendorf. Aber ich erinnere mich an ständige Angst. Denn es gab viele Kinder , die mit ihrem eigenen Erbrochenen gefüttert wurden. Und davor hatte ich schreckliche Angst. Diese Angst führte dazu, dass ich eine (trotz jahrelanger Therapien bis heute exsistierende) Angststörung entwickelt habe und mehrfach Depressionen durchlitten.
Anonymisierungs-ID: ass