59505 Bad Sassendorf, 1973

Trinken nur zum Mittag- und Abendessen

Von: M.B.


Name des Trägers: DAK
Kostenträger: DAK

Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Ich erinnere mich an den Schlafraum in dem wir in der Mittagstunde mit Mütze auf dem Kopf und eingewickelt wie Raupen auf Pritschen lagen, die große Fensterfront wurde geöffnet wegen der guten Luft. Auch erinnere ich mich an die den gekachelten Soleraum in dem wir auf Holzbänken in Regenponchos saßen. Wir durften nicht reden und nur ganz still sitzen. Auch die Praxis, dass wir vorm Mittagessen im Waschraum an den Waschbecken stehen mussten und das bis dahin erste Getränk des Tages (meist Früchtetee) zu uns nehmen mussten. Es gab dann erst wieder was zum Abendbrot. Da Mittagessen war nicht gut, meist undefinierbare Eintöpfe. Es gab einmal Salat, der süß schmeckte und ich ihn deswegen direkt auf meinen Teller gespuckt habe. Die eine Schwester zwang mich mit festgehaltenen Arm alles aufzuessen auch das ausgespuckte. Ich fühlte mich oft allein und weinte viel. Ich war 9 Jahre alt mein Vater war das Jahr zuvor verstorben, keiner hat sich um mich bemüht irgendwas auf zu arbeiten. Ich hatte keine besondere Zuwendung ich war zu alt für die Kleinkindergruppe und zu jung für die Teenagergruppe. Also wurde ich mir alleine überlassen. Ich war und bin Legasthenikerin und habe mich dann in der Bücherei durch alles durchgekämpft. Ich konnte danach tatsächlich besser lesen! Auch bekam ich die Post meiner Mutter und Tante vorab geöffnet und zensiert. Das Osterpaket das meine Mutter an mich gesendet hatte habe ich nie erhalten. Am Abend saßen wir Eingangsbereich auf der großen Treppe und sagen Lieder. Ich weiß noch das ich bei „Kein schöner Land“ in Tränen ausgebrochen bin und ich in dieser Nacht ein Beruhigung- Saft von der Schwester erhalten habe. Als ich endlich nach Hause, durfte hatte ich weder zugenommen noch waren meine kindlichen Depressionen behandelt worden.

Anonymisierungs-ID: atk

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