Erste Erinnerungsskulptur für Verschickungskinder auf Borkum eingeweiht – ein Meilenstein für Aufarbeitung und Erinnerungskultur
Borkum / NRW, Juli 2025 – Am 30. Juli 2025 wurde auf der Nordseeinsel Borkum die erste Erinnerungsskulptur für Verschickungskinder in einem deutschen Inselkurort eingeweiht. Die Initiative dazu ging von der Borkum-Austauschgruppe aus, mitgetragen von Silke Ottersbach aus NRW, selbst ehemaliges Verschickungskind, sowie von Uwe Rüddenklau.
Die Skulptur mit dem Titel „Ängstliches Verschickungskind“ stammt von Friedhelm Welge, ebenfalls Betroffener. Sie steht auf dem Gelände des ehemaligen Adolfinenheims, heute nahe dem Friedhof am Weg zum Südstrand – einem symbolträchtigen Ort, an dem viele Kinder Gewalt, Zwang und Demütigungen erlebten.
Ein Ort der Erinnerung, des Dialogs und der Begegnung
Die Enthüllung war ein emotionaler Moment für Betroffene, Unterstützer:innen und Inselbewohner:innen. Vor der Skulptur wurde ein Muschelfeld angelegt, auf dem Besucher:innen Muscheln ablegen können – ein stilles Zeichen der Verbundenheit. Reden von Pastor Jörg Schulze (ev.-luth. Kirchengemeinde Borkum) und Bildungsreferent Andreas Langkau würdigten das Leid der Verschickungskinder und betonten die Notwendigkeit von Zuhören, Versöhnung und Aufarbeitung.
Silke Ottersbach, Mitinitiatorin und Heimortkoordinatorin Borkum im NRW-Verein „Aufarbeitung Kinderverschickungen“, beschreibt den Tag als „ein Stück Heilung und ein Zeichen, dass Aufarbeitung sichtbar werden kann.“ Für sie war die Rückkehr an den Ort ihrer eigenen Kindheitsverletzungen ein zutiefst bewegender Prozess.
Erinnerung, die Brücken baut
Neben Empathie erlebten die Initiator:innen auch neue Begegnungen: So suchte eine ehemalige Erzieherin den Kontakt zu Betroffenen und bekannte Fehler der Vergangenheit. „Aufarbeitung kann Brücken bauen – selbst zu Menschen, die früher Teil des Systems waren“, betont Ottersbach.
Signal weit über Borkum hinaus
Auf Borkum existierten einst über 33 Verschickungsheime. Mit der Erinnerungsskulptur ist nun erstmals ein öffentlich zugänglicher Gedenkort entstanden. Er soll Betroffenen und Besucher:innen Raum geben zum Innehalten, für Gespräche – oder einfach für stilles Gedenken.
„Wir waren da. Unsere Geschichten zählen“, sagt Silke Ottersbach.
„Jede Erinnerungsskulptur ist ein Stück sichtbare Geschichte und ein Signal an andere Orte, sich ebenfalls ihrer Verantwortung zu stellen.“
Kontakt bei Rückfragen:
Michaela Stricker
Projektleitung CSP-KV-NRW
Citizen-Science-Projekt-Kinderverschickungen-NRW
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