Statements aus NRW-Community zur HU-Studie

Mit dem am 15. Mai 2025 veröffentlichten Abschlussbericht Die Geschichte der Kinderkuren und Kindererholungsmaßnahmen in der Bundesrepublik 1945–1989“ legt das Forschungsteam der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Nützenadel erstmals eine umfassende wissenschaftliche Studie zu einem Thema vor, das Millionen von ehemaligen Kurkindern betrifft – darunter viele, die heute im Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V. organisiert sind. Die Studie lässt sich hier herunterladen.

Wir vom AKV-NRW e.V. begrüßen ausdrücklich, dass es nun eine offizielle, im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung sowie großer Wohlfahrtsverbände durchgeführte Untersuchung gibt, die viele strukturelle Missstände benennt und den Fokus nicht allein auf individuelle Verfehlungen, sondern auf systemische Versäumnisse richtet. Die Studie bestätigt eindrucksvoll das, wofür sich Betroffeneninitiativen seit Jahren engagieren: die Anerkennung des Leids, das durch willkürliche Entsendungen, entwürdigende Praktiken, emotionale Vernachlässigung und in zahlreichen Fällen auch durch Gewaltanwendung entstanden ist. 

Im Folgenden präsentieren wir Statements von Verschickungskindern aus der NRW-Community 

Die Studie ist ein wichtiger Meilenstein – aber jetzt müssen endlich konkrete Schritte folgen. Viele ehemalige Verschickungskinder suchen dringend nach passenden Therapieplätzen – doch es gibt viel zu wenige Fachleute, die sich wirklich mit ihren speziellen Erfahrungen auskennen. Und viele Betroffene fallen durchs Raster der normalen Versorgungssysteme: Sie sind so schwer traumatisiert, dass sie oft nie richtig im Berufsleben ankamen – und deshalb auch keinen Anspruch auf bestimmte Leistungen haben. Was es braucht, ist eine zentrale Anlaufstelle, die gezielt auf die Bedürfnisse von Verschickungskindern eingeht – mit Therapieangeboten, Beratung und Unterstützung. Wenn sich die Deutsche Rentenversicherung und die ehemaligen Träger zusammentun und so etwas auf die Beine stellen würden, wäre das ein echtes Signal: Wir haben verstanden – und wir handeln.

Beatrix Hötger-Schiffers

Beatrix Hötger-Schiffers, Bild: Privat
Carolin Hild, Bild: Privat

Eine Form von Wiedergutmachung wäre mehr als gerecht. Ich habe wegen der Kurerfahrung im späteren Leben viel verloren – vor allem gesundheitlich, aber auch finanziell. Es gibt ärztliche Gutachten, die bestätigen, dass meine Arbeitsunfähigkeit und die psychischen Folgen direkt damit zusammenhängen. Und das ist bis heute nicht vorbei. 

Was wir brauchen, sind echte Hilfsangebote – abgestimmt auf die individuelle Situation. Je nach Bedarf: Soziotherapie, betreutes Wohnen, Ergotherapie, Traumatherapie – es gibt viele Wege, aber leider kaum Zugang. Ganz wichtig ist: Wir brauchen mehr Therapeut:innen, die wirklich verstehen, was Verschickungskinder durchgemacht haben. Und das muss endlich auch in die Ausbildung einfließen. Denn viele von uns haben schon retraumatisierende Erfahrungen gemacht – weil das, was wir erlebt haben, gar nicht erkannt oder ernst genommen wurde.

Carolin Hild

Was ich mir als Betroffene und Bürgerforscherin in Sachen Kinderverschickung wünsche, ist ein verbesserter Zugang zu Unterlagen und Archiven. Das wird immer noch sehr unterschiedlich gehandhabt. Was einem beispielsweise im Archiv gestattet wird, hat viel mit den konkreten Mitarbeitern vor Ort zu tun, da gibt es immer noch viele Hindernisse und auch Unkenntnis seitens der Archive. Schön wäre es auch, wenn die Kosten für Anfahrten, Kopien übernommen würden. Wir arbeiten ja nicht nur unsere persönliche Geschichte auf, sondern arbeiten Hand in Hand mit der Forschung. 

Angelika Hermanns-Ehnert

Angelika Hermanns-Ehnert, Bild: Privat
Maria Dickmeis, Bild: Privat

Die HU-Studie bestätigt die immensen strukturellen Missstände im Kinderkurwesen, die massenhaft Leid verursacht haben. Damit wir heute den Betroffenen helfen können, braucht es Unterstützung auf Augenhöhe. Genau das schafft unser Bürgerforschungsprojekt: Das CSP hilft den Menschen mit Angeboten, die direkt aus der Community selbst kommen oder genau auf ihre Bedarfe zugeschnitten sind, und vermittelt überdies professionelle Hilfe. Die Förderung des CSP durch das Land läuft aber im Frühjahr 2026 aus. Deswegen geht heute der Appell an die Verantwortlichen: Bitte unterstützen Sie diese Hilfe zur Selbsthilfe weiter! Lassen Sie die Verschickungskinder nicht wieder allein.

Maria Dickmeis, CSP-Projektkoordinatorin

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Detlef.Lichtrauter@akv-nrw.de

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