Exklusive Einblicke auf dem 6. Bundeskongress in Bad Kreuznach! Wissenschaftler der HU-Berlin präsentieren Forschungsansätze zu neuer Studie Kinderverschickungen in der BRD

Wissenschaftler aus dem Team von Professor Nützenagel stellen die Studie Studie der Humboldt-Universität mit dem Titel: „Die Geschichte der Kinderkuren und Kindererholungsmaßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1989“ auf dem 6. Bundeskongress der Initiative Verschickungskinder in Bad Kreuznach am 22.11.2024 vor.

Bad Kreuznach, 22. November 2024

Ein Bericht von Detlef Lichtrauter

Am 22. und 23. November 2024 hatte ich die Gelegenheit, am 6. Bundeskongress der Initiative Verschickungskinder in Bad Kreuznach teilzunehmen. Die Veranstaltung bot eine Vielzahl an spannenden Vorträgen, aber besonders faszinierend war für mich die Vorstellung der Forschungsansätze einer Studie der Humboldt-Universität mit dem Titel: „Die Geschichte der Kinderkuren und Kindererholungsmaßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1989“.

Professor Nützenadel konnte nicht persönlich anwesend sein, doch die Wissenschaftler:innen  aus seinem Team Dr. Lena Rudeck, Dr. Martin Münzer und Dr.l Nils Hauser präsentierten die zentralen Forschungsansätze des Projekts. Die Studie greift auf schriftliche Quellen, Archivrecherchen in 60 Archiven sowie auf 35 Zeitzeugeninterviews zurück, um ein detailliertes Bild dieses wichtigen, aber oft wenig beleuchteten Kapitels deutscher Nachkriegsgeschichte zu zeichnen.

Die historische Einordnung: Vier Phasen der Kinderkuren

Die Vorstellung gliederte sich in mehrere Schwerpunkte. Zunächst wurden die Entwicklungsphasen des Kinderkurwesens beschrieben. Von der Vorgeschichte über die Frühzeit bis hin zur Stabilitätsphase und dem späteren Niedergang wurde der Wandel in diesem Bereich nachgezeichnet. Besonders spannend war die Analyse der rechtlichen und organisatorischen Strukturen, einschließlich der Finanzierung und Aufsicht der Kinderkurheime.

Ein weiterer zentraler Aspekt war die historische Bewertung von Missständen, die durch Archivmaterial und Zeitzeugenberichte ans Licht kamen. Ein Beispiel war die unterschiedliche Wahrnehmung und Bewertung von Heimweh – ein Thema, das vielen Betroffenen auch heute noch sehr präsent ist.

Interviews und persönliche Perspektiven

Die Durchführung der 35 Zeitzeugeninterviews stellte einen weiteren Forschungsschwerpunkt dar. Die Wissenschaftler erklärten, dass die Gespräche nach der Methode der Oral History in drei Phasen strukturiert waren: eine offene Einstiegsfrage, gezielte Nachfragen und abschließend thematische Leitfragen. Besonders interessant war, dass neun Schwerpunktheime für die detaillierte Analyse ausgewählt wurden. Dies erlaubte einen noch tieferen Einblick in die individuellen Erfahrungen von ehemaligen Kurkindern und Personal zwischen 1949 und 1982.

Aufbau einer umfassenden Datenbank

Ein beeindruckender Teil der Studie war die Erstellung einer Datenbank mit über 2100 Kinderkurheimen, die zwischen 1945 und 1989 existierten. Auffällig war, dass sich die Schwerpunkte in Bundesländern wie Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig- Holstein konzentrierten. Besonders aufschlussreich fand ich die Ausführungen zur Trägerschaft: Während etwa ein Drittel der Heime privat geführt wurde, spielten Organisationen wie Caritas und Diakonie eine bedeutende Rolle, während kleinere Anteile auf das Rote Kreuz und die Rentenversicherung entfielen.

Mein persönlicher Eindruck

Die Präsentation der Studie war für mich ein Highlight des Kongresses. Sie hat nicht nur dazu beigetragen, die Geschichte der Kinderkuren differenziert zu beleuchten, sondern auch die Perspektiven und Stimmen der Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt. Für uns als Teil der Initiative bietet diese Arbeit eine wichtige Grundlage, um die Aufarbeitung voranzutreiben und das Bewusstsein in der Öffentlichkeit und der Politik weiter zu schärfen.

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