Was bleibt, wenn Kindheit mit Schmerz und Angst verbunden ist?
In einem eindrucksvollen Podcast-Gespräch mit der Redakteurin Felizia Schug sprechen Barbara Thielke und Detlef Lichtrauter über ihre erschütternden Erfahrungen in den ehemaligen Kinderverschickungsheimen Haus Ebton und Haus Bernward in Bonn-Oberkassel. Der General-Anzeiger Bonn hatte in den vergangenen Jahren wiederholt über die Geschehnisse in diesen Einrichtungen berichtet – nun kommen Betroffene selbst zu Wort.

Barbara Thielke war im Jahr 1955 acht Monate lang in beiden Heimen untergebracht. Mit leiser, belegter Stimme erzählt sie von den physischen und psychischen Torturen, die sie dort erdulden musste.
Der Aufenthalt war geprägt von Angst, Schmerz und tiefer Verzweiflung – so sehr, dass sie sich jede Nacht wünschte, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Die kleine Barbara war überzeugt davon, niemals wieder nach Hause zurückkehren zu dürfen.
Auch Detlef Lichtrauter, Vorsitzender des Vereins Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V., berichtet von seinen Erlebnissen im Jahr 1973 im Haus Bernward. Sechs Wochen dauerte sein Aufenthalt, der von Demütigungen, täglicher Sedierung durch Psychopharmaka, Essenszwang und Toilettenverboten geprägt war.
Lichtrauter betont die dringende Notwendigkeit einer unabhängigen, wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Kinderverschickung. Und er weist auf die vielfältigen psychosozialen Angebote hin, mit denen das dem Verein angegliederte Bürgerforschungsprojekt CSP-KV-NRW Betroffene unterstützt.

Beide Gesprächspartner eint der Wunsch nach einer Gedenkstätte in Bonn, um dauerhaft an das Leid der Verschickungskinder zu erinnern – ein Ort der Würdigung und des Innehaltens für alle, die betroffen waren.
Der Podcast gibt einen eindrucksvollen, zugleich erschütternden Einblick in ein lange verdrängtes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte und macht deutlich, wie wichtig Aufarbeitung, Anerkennung und Erinnerung sind. Die Podcastfolge wird demnächst hier zu finden sein.