Gudrun Güth über ihre Lesung in Dortmund
Noch immer hallt der Abend in mir nach. Die Lesung im Dortmunder Studio B am 25. Februar 2025 war für mich eine zutiefst erfüllende Erfahrung. Zwar war das Publikum mit fünfzehn Zuhörerinnen und Zuhörern überschaubar, doch die Zusammensetzung war überraschend vielfältig – nicht nur ältere, sondern auch einige jüngere Menschen hatten den Weg hierher gefunden. Das freute mich besonders, denn es zeigte mir, dass das Thema meiner Erzählung „Irrlichtern“ eine breite Altersgruppe berühren kann.
Schon beim Betreten des Raumes fiel mir die liebevolle Gestaltung auf: Blumen schmückten die Tische, kleine Süßigkeiten luden zum Naschen ein, die Informationsflyer hatte mir das Kölner Projektbüro zugeschickt. Eine Atmosphäre, die nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Verweilen einlud. Technisch lief alles reibungslos – keine Mikrofonpannen, keine stockenden Präsentationen. So konnte ich mich ganz auf meine Lesung konzentrieren.
Während meiner ersten Passagen spürte ich die Stille im Raum, dieses besondere Zuhören, das über bloßes Hören hinausgeht. Die konzentrierten Blicke, das gelegentliche Nicken – all das signalisierte mir, dass mein Text sein Publikum gefunden hatte. Als ich schließlich fragte, ob ich noch weitere Kapitel lesen solle, wurde dies einstimmig bejaht.
Der anschließende Austausch mit dem Publikum war für mich ebenso bewegend wie die Lesung selbst. Besonders eindrücklich war das Gespräch mit drei ehemaligen Verschickungskindern, die anwesend waren. Ihre Schilderungen und ihre Rückmeldungen zu meinem Roman bestärkten mich in dem Gefühl, dass „Irrlichtern“ nicht nur Fiktion ist, sondern für viele Menschen eine tiefere Wahrheit berührt. Ich konnte auf den Verein hinweisen, der sich mit dem Thema beschäftigt, und auf den bevorstehenden Begegnungstag – ein kleiner, aber hoffentlich wertvoller Beitrag zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels.
Als ich mich am Ende der Veranstaltung verabschiedete, spürte ich Dankbarkeit – für den intensiven Austausch, für die offenen Gespräche und für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Der Abend war für mich nicht nur eine Lesung, sondern ein lebendiger Dialog über Erinnerungen, Schmerz und die Kraft der Worte.
Mit diesem Gefühl trat ich den Heimweg an – bereichert, bewegt und einmal mehr überzeugt davon, wie wichtig es ist, diese Geschichten zu erzählen.
Eure Gudrun