Name: T.
Name des Trägers:
Kostenträger: Barmer Ersatzkasse
Verschickungsort: Kinderkurheim St. Johann, Niendorf, Timmerndorfer Strand
Zeitpunkt der Verschickung: April 1980
Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Es wurde kirchlich „erzogen“, ungeachtet der Hintergründe der Kinder. Jeden Abend vor dem Zubettgehen wurde gebetet. Man durfte die komplette Zeit keine Telefonate mit seinen Eltern führen. Das Taschengeld von den Eltern wurde eingezogen. Ich habe ein Stück sehr durchwachsenes, fettes Fleisch zum Essen bekommen. Mir war schlecht und ich habe mich geekelt. Ich und eine Mitbewohnerin durften nicht aufstehen bis der Teller leer gegessen war.
Ich möchte nur noch erwähnen, dass damals zuhause über diesen Aufenthalt nicht mehr weiter gesprochen wurde. Ich war 10 Jahre alt, die Nonnen waren streng, ich durfte nicht nach Hause telefonieren und es gab noch ein paar andere Geschehnisse die hängen geblieben sind, aber man dachte damals das war einfach so, das war in der Kur so gewollt, also hat man auch nichts erzählt. In den 80ern waren die Eltern Kind Beziehungen noch nicht so offen und modern wie heute. Natürlich hatte man eine Beziehung zu seinen Eltern, aber es waren nur Eltern, nicht Kumpels oder Freundin wie es heute so ist. Man war einfach froh, dass man wieder zuhause war und wollte nie mehr weg. Ich wollte nicht mehr irgendwo anders ohne meine Eltern übernachten. Ich war viel zu froh wieder zuhause bei meinem geliebten Papa zu sein, so dass diese Freude alles andere verdrängt hat.
Anonymisierungs-ID: aow