Von: A.Sch.
ich gehöre auch zu den sogenannten Verschickungskindern. Ich bin 1974 geboren und war immer ein sehr kleines und auch dünnes Kind. Aus diesem Grund wurde ich, glaube ich zumindest, 1980 von meinen Eltern für 6 Wochen nach Sankt Peter Ording geschickt. Es war jedenfalls bevor ich in die Schule kam. Da ich noch ziemlich klein war, war schon allein das Verreisen ohne meine Eltern ein traumatisches Erlebnis. Ich muss gestehen an viele Sachen kann ich mich nicht erinnern, was ich aber bis heute weiß ist das ich zum einen immer irgendeine bittere Medizin schlucken musste, meiner Ansicht nach nicht genug zu essen bekam, einmal auf einer Wanderung stundenlang ohne Hose laufen musste, weil ich in einen Pril gefallen war, aber das schlimmste war, dass ich dort entweder Masern oder Röteln bekommen hatte und gefühlt wochenlang alleine in Quarantäne in meinem Zimmer bleiben musste und sich eigentlich kaum einer um mich gekümmert hatte, obwohl es mir ziemlich schlecht ging. Kontakt zu meinen Eltern gab es nicht. Sie durften mir Pakete schicken aber leider nie telefonieren. Obwohl meine Eltern gesehen hatten, dass ich dünner als je zuvor zurückkam, wollten sie mich trotzdem im nächsten Jahr nochmals in eine Kur schicken. Das konnte ich nur verhindern, indem ich das Essen ganz einstellte und dann ins Krankenhaus musste. Dies habe ich aber nicht bewusst gemacht, sondern als ich hörte ich soll wieder weg, war mir einfach nur noch schlecht und ich konnte gar nichts mehr essen. Leider kann ich dies nicht mehr mit meinen Eltern aufarbeiten, da beide schon gestorben sind. Das Thema interessiert mich aber sehr, weil ich unterschwellig immer das Gefühl hatte, das dieser Aufenthalt doch Einfluss auf mein ganzes Leben hatte. Ich habe jedenfalls schreckliche Erinnerungen und dachte bisher immer, vielleicht habe ich mich auch nur angestellt. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein.
Es würde mich freuen von Ihnen zu hören.
Mit freundlichen Grüßen
Anonymisierungs-ID: aek