Bayern
Von: H.D.
Kostenträger: Berggewerkschaftskasse. Kann falsch sein.
Dauer der Verschickung: jeweils 6 Wochen
Bericht: Schon lange trage ich mich mit dem Gedanken, einmal über meine positiven Erfahrungen mit der Kinderverschickung zu berichten. Immer wieder lese ich von Einzelschicksalen ,von Menschen, die heute noch traumatisiert sind. Diese Berichte sind traurig, aber es muss doch außer mir, auch noch Menschen mit positiver Erinnerung geben.
Ich hätte Ferien am Meer oder in Bayern niemals erlebt, da meine Eltern sich Urlaube mit 3 Kindern nicht hatten erlauben können. Und als blasses, dünnes Großstadtkind wurde ich verschickt, um zuzunehmen, was bei mir allerdings nicht so richtig klappte.
Natürlich gab es Essen, das mir nicht schmeckte, aber was meine Mutter kochte , mochte ich auch nicht immer. Natürlich musste ich den Teller leer essen, aber das musste ich zu Hause auch. Milchsuppen, gekochte Haferflocken und Milchreis mag ich heute noch nicht…esse ich auch nicht. Aber das ist doch kein Problem. Mein Bruder, der auch mal verschickt war, isst das bis heute gerne
Weil ich so dünn war, mussten wir Liegekuren machen, an der frischen Luft, das war toll, es wurde vorgelesen, habe ich geliebt.
Und dabei ,und abends im Bett wurde nicht geredet. Wir haben uns mit dem Fingeralphabet wunderbar unterhalten. Das habe ich schon mit 6 Jahren gelernt.
Und wir haben so viel gesungen, alle Mundorgellieder konnte ich mein Leben lang mitsingen.
Theater spielten wir mit den tollsten Verkleidungssachen.
Und die wunderbaren Spiele im großen Kreis, davon haben meine Schulkinder auf Klassenfahrten noch profitiert.
Und die Ball- Seilchen- u.a. Spiele draußen auf der großen Wiese oder am Strand: Immer waren Kinder da, mit denen ich spielen konnte.
Und abends durften wir in Bayern Erbsen pulen oder Bohnen fieseln, das mache ich heute noch gerne. Dabei wurde auch gesungen.
Ein Problem war allerdings die Schule, die Verschickung lag wohl nur z.T. in den Ferien. Aber ich kann mich an schulische Probleme nicht erinnern.
Ich hoffe, es gibt jemanden, der/ die nicht nur die schrecklichen, sondern auch positive Stimmen hören will.
Anonymisierungs-ID: asf