Von: E.
An die Verschickungs-Phase meines Lebens kann ich mich kaum erinnern. Erst durch die Kampagne wurde mir klar, dass auch ich eine von denen bin. Meine Schwester auch. Sie war allerdings in Ründeroth für 3 oder 4 Wochen.
Mein Geburtsjahr ist 1957 und ich meine, dass ich noch vor dem Beginn der Grundschule (1963?) von Rheine nach Norderney ins „Haus Heckenrose“ geschickt wurde. Es war ein Sammeltransport per Bahn, der möglicherweise vom Sozialdienst der Deutschen Bundesbahn organisiert wurde. Mein Vater war Bundesbahnbeamter.
Der Name Frau W. ist noch in meinem Ohr, weil er in dem Zusammenhang oft genannt wurde. Ich sehe mich noch in der Erinnerung in den Zug steigen. Weiter laufen wenig Bilder ab. An ein ständig vor Heimweh weinendes Mädchen neben meinem Bett erinnere ich mich, an Haferbrei sowie Ausflüge an den Strand und ins Wellenbad. Sechs Wochen weg von den Geschwistern und zuhause waren bestimmt eine harte Nummer. Wahrscheinlich habe ich dort gelernt durchzuhalten und mich anzupassen. Ich bedaure, dass ich als erwachsene Frau im Rahmen einer Reha nach einem Burnout diese Zeit nicht thematisieren konnte, hatte sie einfach verdrängt. Weil es einfach zu lange her ist oder weil mein Gedächtnis mich schützen will? Jedenfalls kann ich von keiner Gewalt oder Tests mit Medikamenten berichten.
Anonymisierungs-ID: akf