Name: C.F.
Verschickt aus (damaliger Heimatort) *: Bielefeld
Name des Trägers:
Kostenträger:
Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Hallo und Guten Tag!
Ich bin durch den Newsletter der VHS Herford auf den Vortrag von Herrn Detlef Lichtrauter hierauf aufmerksam geworden. Mir war nicht klar, dass die sog. Kinderverschickung bis ins 1990 gehandhabt wurde, sodass auch ich mich dazuzählen kann. Ich war 6 jahre alt und sollte zunehmen, denn ich verweigerte wahrscheinlich schon zu dem Zeitpunkt, bis auf das Nötigste, das Essen. Ich kann mich allerdings an sehr wenig an die Kur erinnern, habe ich wohl „gut“ verdrängt. Ich weiß noch, dass man nachts nur jede zweite Nacht zur Toilette durfte. Jede Nacht standen die Mädchen Schlange. Ich habe mir angewöhnt, mich nur jede zweite Nacht anzustellen, damit ich dann Pipi machen durfte. Ich wurde sehr heftig von einer Mädchenbande geärgert (vielleicht wegen meiner Hautfarbe), so lange bis ich die Anführerin so sehr kratzte, dass ich fortan in Ruhe gelassen wurde. Leider wurde ich krank, ich hatte Mumps auf beiden Seiten, hohes Fieber und bin per Krankenwagen ins Krankenhaus geliefert worden. Dort bekam ich einen Einlauf, diese Erinnerung lässt mich noch heute erschaudern. Denn ohne Vorwarnung wurde mir ein Schlauch eingeführt und „viiieel“ Wasser schoss ein. Und ich entlehrte mich – auch das wurde mir nicht vorher erklärt. Ich weiß nicht mehr, ob der gesamte Aufenthalt dadurch verlängert wurde. Als ich wieder zu Hause war, war ich zwar genesen, bekam aber einen Rückfall, sodass ich nochmals 1 oder 2 Wochen mit einem Infekt im Bett lag. Wie und mit wem (auf jeden Fall nicht mit meiner Mutter) ich die Reise unternommen habe weiß nicht auch mehr, außer, dass es eine Zugreise war. Ich glaube, so fühlt es sich an, reiste ich alleine. Tja, zugenommen habe ich nicht, auch wirkliche Lust am Essen stellte sich nicht ein (erst mit 10 Jahren).
Meine Mutter lebt nicht mehr, kann sie also nicht fragen, welcher Träger involviert war.
Ich erinnere mich noch, dass sie mich eigentlich nicht wegschicken wollte, sich aber von einer Freundin, die deren Tochter auch zur Kur schickte, hat überreden lassen. Und sich hinterher ärgerte, dass sie sich hat überreden lassen, da die Kur ja nicht den gewünschten Effekt brachte. Ob ich ihr von meinen Erlebnissen erzählte habe, weiß ich nicht mehr sicher, ich glaube aber ja. Die Tochter der Freundin und ich waren übrigens nicht zusammen zur Kur.
Schön, dass es diese Möglichkeit des Zeugnisablegens gibt! Danke!
Anonymisierungs-ID: apd