Von: H.K.
Name des Trägers: KINDERHEILSTÄTTE ” HAUS GLÜCKAUF
Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Mit meiner asthmakranken Schwester R. war ich für 6 Wochen in der o.g. “Heilstätte “. Bei uns zu Hause war auch “ZUCHT & Ordnung” an der Tagesordnung.
Wir waren zu zweit und hatten die ersten 3 Wochen schlimmstes Heimweh, Trost war ein Fremdwort. Danach hatten wir uns irgendwie an die HEIMORDNUNG gewohnt. Meine Schwester musste oft auf die “Krankenstation” warum auch immer?
Es gab jeden Abend geschmacklose Milchsuppe, ob wir wollten oder nicht, ich kann bis heute (ich bin 73 J.) das Wort Milchsuppe nicht hören. Wenn es Fisch gab, musste der gegessen werden, bei Erbrechen wurde gedroht: “Du wirst das Erbrochene wieder essen müssen.” Wir waren nicht verwöhnt, aber das Essen dort, es war eine Katastrophe.
ABER es gab eine Praktikantin, sie war lieb, hat uns abends Schlaflieder gesungen, wenn sie Dienst hatte, das war schön! Unser Taschengeld (5 Mark) wurde uns am Anfang abgenommen. Am Ende durften wir ein kleines Andenken für die Eltern kaufen.
Es sind 63 Jahre vergangen. An Manches kann und will ich mich nicht mehr erinnern.
Meine Mutter sagte nach dieser KUR” oft: “Du bist so still geworden”. Bei RUHEZEITEN “… kein Mucks, ansonsten mussten wir stundenlang mit dem Gesicht zur Wand in irgendeiner Ecke stehen.
Wenn Dr. B. kam, mussten wir vorher unsere Wangen reiben, damit wir frisch und gesund aussahen. Auch die ” Kneippanwendungen ” waren gefürchtet; mit Gesicht an die Wand, dann kam von hinten ein eiskalter Wasserstrahl.
Post nach Hause wurde kontrollier, Post von zu Hause wurde öffentlich vorgelesen. Es gab ein Mädchen, sie war älter als wir, sie war Bettnässer und sie wurde regelmäßig mit dem Betttuch vorgeführt.
Anonymisierungs-ID: aib