26548 Norderney, 1954
Von: B.M.
Mit 5 Jahren (Sommer 1952) war ich in Schloss Sythen (Ostwestfalen), da gibt es ein Foto, ich habe keine vor allem kriege ich schlechte Erinnerungen. Im Sommer 1954 war ich in einem Kinderheim in Norderney (ich glaube 6 Wochen). Auch da gibt es ein Foto und eine Postkarte, die ich an meine Eltern geschrieben habe. Was ich auf der Karte geschrieben hatte, stimmte allerdings nicht mit dem real Erlebten. Ich hatte damals Erlebte lange vergessen, durch den Bericht von R. kamen die Erinnerungen wieder hoch. Ich glaube, die Wunden von damals sind vernarbt, Gott sei Dank.
Was ich erlebt habe, war, dass ich gezwungen wurde, einen Leuchtturm zu besteigen. Ich habe gebettelt, bitte, bitte lasst mich unten vor dem Eingang des Leuchtturms sitzen, ich gehe keinen Centimeter weg. Ich musste hochgehen und noch außen rumgehen.
1) Folge: Höhenangst, mal mehr mal weniger. Ich muss damit leben. In sehr belastenden Situationen ist sie wieder sehr ausgeprägt.
2) Ich habe nicht zu wenig Prügel bekommen, wenn ich nicht “brav” war.
3) Als mir das Essen einmal nicht schmeckte und ich dies äußerte, wurde ich – geschätzt 1 Stunde – in einem dunklen Raum als Strafe stehen.
4) Ich bin völlig eingeschüchtert nach Hause gekommen.
Meine Eltern haben es gut gemeint, sie waren Flüchtlinge aus Ostpreußen, wohnten mit uns 3 Kindern in einer Baracke, da war für einen gemeinsamen Urlaub kein Geld da. Ich bin noch einmal verschickt worden 1958, daran habe ich keine schlechten Erinnerungen bzw. kaum Erinnerungen.
Die “pädagogischen Fachkräfte” mussten wir “Tanten” nennen und ich glaubte natürlich als Kind, da ich keine Tante als Kind kennengelernt hatte, dass das nette Personen seien. Weit gefehlt.
Mir ist meine Kindheit geraubt worden.
Anonymisierungs-ID: ahy
