82418 Murnau, 1976

„Die Bilder bleiben“

Von: S.K.

Name des Trägers: Katholische Kirche

Dauer der Verschickung: 6 Wochen

Bericht: Ich war dort mit 8 Jahren. Angekommen bin ich mit drei meiner Geschwister. Wir sind dort sofort getrennt worden. Ich war allein. Einmal durfte ich meine Geschwister besuchen in dieser Zeit. Vieles habe ich einfach verdrängt, vielleicht auch weil meine Geschwister und ich, wie ein stilles Übereinkommen hatte, dass wir nie wieder darüber sprechen. So hatte ich nur immer Flashbacks, über die ich mich nie getraut habe zu sprechen und irgendwann auch nicht mehr wusste woher dieser immer wieder auftauchenden Bilder kommen und wozu und wohin sie gehörten. Ich habe so lange nicht darüber gesprochen, bis ich durch Zufall von den Verschickungskindern hörte und mir bewusst wurde, dass ich auch Betroffene bin. Langsam kehrten die ein oder andere Erinnerung zurück. Die Bilder bleiben. Das kleine Kind, dass in Unterwäsche in einem langen Flur steht, es ist Dunkel und es friert und hat große Angst. Das Kind, was in Reih und Glied steht um sich vom Arzt, der den Arm nahm und eine Spritze dort hineinstach. Oder Saft getrunken werden musste, der dunkel war und absonderlich schmeckte. Ein kleines Kind, dass in einem Turm stand und sich eingesperrt fühlte und nicht raus durfte etc., Es werden mittlerweile mehr Erinnerungen und die Bilder machen einen Sinn und das alles könnte Erklärung für Dinge im Leben, die seltsam erscheinen, für die psychischen Auffälligkeiten, etc. sein. Da ist noch viel Forschung nötig und viel Zeit für Aufarbeitung, aber dort steckt auch eine Erleichterung drin nun zu wissen, dass das alles Sinn macht und man nicht allein ist. Ich sehe grad, ich habe immer man geschrieben, ja so ganz will ich es noch nicht an mich heranlassen.

Anonymisierungs-ID: amc

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