Bad Sassendorf 1976

Was geschah im Untersuchungszimmer?

Name des Trägers: 
Kostenträger: DAK

Dauer der Verschickung: 6 Wochen
Bericht: Mit einer Frau fuhr ich alleine von München nach Bad Sassendorf. Die Kur verschrieben von der Kinderärztin, häufige Atemwegsinfekte und abnehmen. Meine Erinnerungen: Ich hatte schlimmes Heimweh und habe jede Nacht in meine Puppe geweint, ich habe immer gebetet, lieber Gott, lass mich bitte abgenommen haben. Samstag war immer Wiegetag. Man stand in einer langen Reihe und musste auf die Waage. Ich weiß noch, die Zunehmer bekamen Schokopudding, Vanillesuppe und Brot mit Butter und Zucker drauf. Es war ein sehr heißer Sommer und das Trinken war beschränkt. Sonntag war immer zu einem anderen Motto dekoriert. Ein Mädchen und ich durften länger aufbleiben, weil wir so brav waren. Ich erinnere mich, wie wir Post nach Hause schrieben und uns dann verboten wurde, unsere Wahrheit zu schreiben. Wir mussten schreiben, dass es schön ist. Es gab ein Schwimmbad und wir hatten Schwimmunterricht. Ich habe dort meinen Freischwimmer geschafft. Ich erinnere mich an Solegeruch. Ich erinnere mich an einen jüngeren Aufseher, der zu mir sagte: was du hier abnimmst, nimmst du zu Hause sowieso wieder zu. An Spielsachen habe ich keine Erinnerung. Ich erinnere mich an ein Untersuchungszimmer in blau ( blaue Liege). Ich weiß nicht, was und ob da was vorgefallen ist. 
Meine Mutter erzählte mir, ich sei total verstört nach Hause gekommen und habe immer gefragt, ob ich aufs Klo gehen darf. Ich bin jetzt 57 (1967) und habe diese Zeit immer als furchtbar in Erinnerung behalten. Durch die Doku (Verschickungskinder) bin ich jetzt wieder auf das Thema gekommen und habe jetzt erst von dem Denkmal gehört in Bad Sassendorf. Bitte schreibt hier, falls ihr auch dort wart, das jetzt lest, und falls ihr euch daran erinnert, ob ihr auch sexuelle Gewalt erfahren habt. Ich bin mir nicht sicher, ob in diesem Untersuchungszimmer was war und warum wir als besonders brav länger aufbleiben durften. 
Was ich zu essen bekam, weiß ich nicht mehr, trockenes Knäckebrot…? Ich weiß, ich habe in den 6 Wochen 4,5 kg abgenommen. Also, war das Essen schon reglementiert. 
An das Aussehen des Speisesaals hab ich wenig Erinnerung, auch an den Schlafsaal nicht. Das Allerschlimmste war das Heimweh. 

Anonymisierungs-ID: ape

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