77728 Schwarzwald, 1975

Als ich mich übergeben musste, musste ich mein erbrochenes in eine Schüssel kratzen und essen

Von E.B.

1975 musste ich im Alter von 5 Jahren auch zur Kur um kräftiger zu werden. 6 Wochen Schwarzwald. Die Freude war groß, wenn auch ein bisschen unheimlich. Die Gegend war traumhaft und sogar viel Schnee.
Doch was dann kam war grausam.
20 Kinder in einem Schlafsaal. Jeden Tag gab es morgens mittags abends Milchreis mit Zucker und Zimt. Wenn man den nicht gegessen hat bekam man nichts anderes mehr. Als ich mich übergeben musste, musste ich mein erbrochenes in eine Schüssel kratzen und essen. Anschließend musste ich unter die kalte Dusche. Wenn man nicht gehört hat musste man in Unterwäsche und ohne Schuhe um das Haus laufen egal ob Schnee lag oder es regnete. Päckchen von zu Hause oder Briefe haben wir nie oder ohne die Leckereien bekommen. Das haben die Erzieherinnen für sich behalten. Jeden Tag wurde uns eingebläut, wenn wir zu Hause was erzählen passiert was Schlimmes. Es wurde auch geschlagen. Nachts auf die Toilette durften wir auch nicht, wenn wir deshalb ins Bett gemacht haben mussten wir auch nach draußen in die Kälte und kalt duschen. Bei der Abreise wurde nochmal gesagt dass wenn wir was erzählen sie kommen und mich meinen Eltern wegnehmen. Oder sie meine Eltern holen, wenn ich nicht da bin.
Noch heute leide ich unter der Kur. Ich kann kein Zimt essen oder riechen. Dann kommt das Ekel- gefühl wieder hoch. Alles was mit Kälte zu tun hat meide ich. Manches Mal werde ich nachts wach, weil ich auf die Toilette muss hab dann aber Panik Attacken, weil ich denke das es ja falsch ist.
Es war echt grausam.

Anonymisierungs-ID: aef

Newsletter-Anmeldung

SPENDEN

Vielen Dank, dass Sie sich für eine Spende interessieren:

AKV NRW e.V.

IBAN DE98 3206 1384 1513 1600 00

Für eine Spendenquittung bitte eine E-Mail an:
Detlef.Lichtrauter@akv-nrw.de