Die gemeldeten Gewalttaten im Rahmen pädagogischen Fehlverhaltens liegen in nordrheinwestfälischen Kindertagesstätten schon in der ersten Hälfte dieses Jahres, also nach nur sechs Monaten, bei 277 Meldungen. Im Vergleich dazu: Die Zahl für das gesamte Vorjahr, also für alle zwölf Monate, lag bei 353 Meldungen. Diese Zahl teilte das Familienministerium diese Woche als Antwort auf eine sogenannte Kleine Anfrage der SPD-Fraktion mit.
Als ein Grund für die vergleichsweise hohe Zahl der Kindeswohlgefährdungen führte das Familienministerium unter anderem Personalmangel an. Personalmangel war auch schon eine gängige Rechtfertigung für das Verhalten des Personals, unter dem viele ehemalige Verschickungskinder während ihrer Kinderkur gelitten haben.
Wir als Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V. sprechen uns entschieden gegen diese Art der Argumentation aus. Wir empfinden diese Argumentation als Entschuldigung für Vorkommnisse und Verhalten, die nicht zu entschuldigen sind. Kinder werden und wurden schutzlos in die Obhut von Einrichtungen gegeben und keinerlei strukturelle Arbeitszustände darf diesen Vertrauensmissbrauch entschuldigen. Wir verurteilen jede Form von Gewalt gegenüber schutzbedürftigen Kindern, egal, wie viele Krankheitsfälle es auch im Kollegium geben mag.
Wir als ehemalige verschickte Kinder, die während ihrer sogenannten „Gesundheitskur“ zum größten Teil Schlimmes erfahren haben, fordern, dass alle Institutionen Verantwortung übernehmen und nicht nach fadenscheinigen Begründungen suchen. Wir fordern: Keine Gewalt gegen Kinder. Das Leid, das uns zugefügt wurde, darf nie wieder passieren!