Waltrop, 30. Oktober 2024
Am vergangenen Abend verwandelte sich der „3. Ort Waltrop“ – Waltrops „Kulturwohnzimmer“ – in einen inspirierenden Raum der Literatur und Musik:
Premierenlesung „Irrlichtern“ von Gudrun Güth
Mit über 30 anwesenden Gästen waren alle Plätze belegt. „Es mussten sogar noch Stühle dazu gestellt werden, da auch noch Zuhörer*innen kamen, die sich nicht vorab angemeldet hatten“, stellte die Autorin erfreut fest. Dank der stimmungsvollen musikalischen Begleitung mit dem Quartett Sebben Crudele entstand eine dichte, fesselnde Atmosphäre, die die vorgetragenen Passagen aus dem Buch von Gudrun Güth eindrucksvoll untermalte.
Warum schreibt Gudrun erst im Altern von 74 Jahren über ihre Verschickungen?
Gudrun Güth las ausgewählte Passagen aus ihrer Erzählung „Irrlichtern“. Im anschließenden Gespräch mit Detlef Lichtrauter gab die Autorin Einblicke in ihre kreative Schaffensphase.
Sie verriet, dass das Manuskript ihres Buches lange Zeit unvollendet geblieben war, bis sie durch den AKV-Workshop „Schreibwerkstatt“ mit Sabine Samonig entscheidende neue Impulse erhielt, die sie dazu motivierten, das Werk zu vollenden. Der Workshop, der im vergangenen Jahr auf große Begeisterung stieß, wird aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmenden zum Jahreswechsel und als kreativer Start ins neue Jahr erneut angeboten.
„Was mich beeindruckt hat, war die Harmonie zwischen Detlefs Moderation, seinen Fragen, meinen Textauszügen, der Musik zwischendurch und der absoluten Konzentration des Publikums. Ich war sehr froh, dass ich meine professionelle Distanz beim Lesen und der Beantwortung der Fragen trotz der sehr emotionalen Thematik wahren konnte. Sehr gut war, dass Detlef hin und wieder auch für einen Lacher sorgen konnte. “
Gudrun Güth
Die Schriftstellerin Gudrun Güth wurde im Alter von 4 Jahren nach Cuxhaven verschickt. Es folgten weitere Kinderverschickungen in ihrer Schulzeit. Mit der Erzählung „Irrlichtern“ hat die Autorin aus Waltrop ihre grausamen Erfahrungen zum ersten Mal in einem Roman verarbeitet. Es ist die persönlichste Erzählung der Schriftstellerin.
Der Abend konnte auch per Video-Livestream zu Hause gesehen werden dank Dietmar Schmitz aus unserer AKV-NRW Community. So konnten auch Interessierte, die nicht vor Ort sein konnten, an diesem inspirierenden Abend teilhaben. Zum Abschluss haben alle gemeinsam einige Strophen vom Lied „Der Mond ist aufgegangen“ gesungen, das auch im Buch zitiert wird.
„Ich habe eine Bekannte bei der Lesung getroffen, die 7x verschickt wurde. Sehr überrascht war ich, dass ich so viele Bücher signieren sollte. Hinterher habe ich nur positive Reaktionen bekommen, auch Tage danach noch. Was mich freut ist, dass eine Zuhörerin, die Psychologin ist, in ihren Therapiesitzungen auch auf den Verein der Aufarbeitung der Kinderverschickungen hinweisen will. Insgesamt bin ich froh, dass ich den Mut zu der Lesung hatte. Jetzt wäre ich für weitere Lesungen bereit, sehr gern zusammen mit Detlef.“
Gudrun Güth