NRW erhöht den Druck

In der Beantwortung einer Kleinen Anfrage stellt NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann am vergangenen Wochenende heraus, dass eine „bundesweit vernetzte und koordinierte Aufarbeitung“ der Kinderverschickung „notwendig“ sei. Er stehe der „Einrichtung einer Bund-Länder-Gruppe positiv“ gegenüber.

Der durch die beiden SPD-Politiker Dr. Dennis Maelzer und Josef Neumann gestellten Kleinen Anfrage vorausgegangen war eine durch die Bundesinitiative der Verschickungskinder gestartete Petition, die bisher etwa 40.000 Unterschriften gesammelt hat, und ein gescheitertes Gespräch in Berlin. Die Bundesinitiative hatte den Bund aufgefordert, sich an der Aufarbeitung zu beteiligen – der Bund hatte dies jedoch abgelehnt und auf die Länder verwiesen. Und das obwohl die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder bereits im Mai 2022 bekräftigt hatte, dass eine Aufarbeitung der Geschehnisse in den sogenannten Kinderkurheimen auf „Bundesebene dringend angezeigt ist und zeitnah erfolgen muss“. Red

Hier der Link zur Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion: »Wie geht es weiter mit der Aufarbeitung des Themas Kinderverschickung?«:

 https://opal.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD18-1349.pdf

Hier die Pressemeldung der SPD-Landtagsfraktion:

News-Archiv

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Runder Tisch Familienministerium

Zweite Sitzung Runder Tisch – die Ergebnisse

Zweite Sitzung Runder Tisch 26.09.2023 im NRW Familienministerium – die ErgebnisseDüsseldorf.
In dieser zweiten Sitzung wurden die Schwerpunkte für die Aufarbeitung beschlossen.

Vertreter:innen der Träger, zweier Ministerien und zwei Betroffenen Vertreter vom Verein „Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V.“ (AKV) setzten sich für die umfassende Aufklärung und Aufarbeitung der Kinderverschickungen in Nordrhein-Westfalen ein. Das Ziel des Runden Tisches ist es, die Geschichte und die damit verbundenen Erfahrungen von Verschickungskindern in den Blick zu nehmen und den betroffenen Menschen Hilfen zu bieten.

Die Aufarbeitung umfasst vier Schwerpunkte:

Antrag und Diagnose: Im ersten Schritt wird sich intensiv mit dem Prozess der Antragstellung und Diagnose vor der Verschickung auseinandergesetzt. Es sollen Fragen bezüglich der Verfahren und der Praxis der Kurverschreibung sowie der Feststellung der Kurbedürftigkeit geklärt werden.

Steuerung, Transport und Kurlandschaft: Der zweite Schwerpunkt widmet sich der Organisation der Kinderverschickung. Hierbei werden Fragen zu den Abläufen und den Verantwortungsstrukturen bei Steuerung, Verteilung und Transport der Kinderverschickung erörtert. Für Detlef Lichtrauter, 1. Vorsitzender AKV, ist folgende Frage besonders wichtig: „Wo gab es Heime in welcher Trägerschaft?“

Kuraufenthalt: Hier liegt der Fokus auf den strukturellen und ideologischen Bedingungen, die Gewalt während des Kuraufenthalts ermöglicht haben. Dieser Bereich ist von besonderer Bedeutung, da er die unmittelbaren Erfahrungen der Verschickungskinder betrifft. Ebenso werden die Themen Heimaufsicht und Medikamenteneinsatz behandelt.

Erkenntnisse und Konsequenzen: Der vierte Baustein der Aufarbeitung wird die Untersuchung individueller und gesellschaftlicher Folgen, möglicher Hilfsmaßnahmen für Betroffene, weiterer Aufarbeitung sowie Prävention sein.

Um diese Schwerpunkte zu vertiefen und umfassende Erkenntnisse zu gewinnen, werden spezielle Arbeitsgruppen Fachtagungen organisieren, Fragenkataloge für die kommenden Sitzungen erarbeiten und konkrete Arbeitsaufträge für die damals beteiligten Akteure der Kinderverschickung entwickeln.

Prof. Dr. Johannes Richter informierte über ein Hamburger Lehrforschungsprojekt zu Erfahrungen von Verschickungskindern. „Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur umfassenden Aufklärung und Aufarbeitung der Kinderverschickung in Nordrhein-Westfalen.“ erklärt Johannes Richter, stellv. Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Hamburg.

Prof. Dr. Silke Gahleitner, Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit aus Berlin, referierte über die Spätfolgen von (früh-)kindlichen Traumata und sagte: „Lassen Sie nicht zu, dass Ergebnisse der Forschung über die Kinderverschickung von Institutionen oder politischen Interessengruppen funktionalisiert werden.“

„Wir haben in der zweiten Sitzung des Runden Tisches konkrete Fortschritte erzielen können“, freute sich der Betroffenen Vertreter, Joachim Desens.

Detlef Lichtrauter und Joachim Desens sind weiterhin entschlossen: „Wir stellen die betroffenen Menschen in den Mittelpunkt und setzen uns weiter für ihre Belange ein.“

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