Gudrun Güth: Irrlichtern. Erzählung
Preis: 10,90 €
ISBN: 978-396074837
Herausgeber: Herzsprung-Verlag; Erstauflage
22. Juli 2024
106 Seiten
Luise Diekhoff: Gezeitenkinder. Roman.
Ein Verschickungskind alleine unterwegs!
Weeze 2024, 44 Seiten
Zum Selbstkostenpreis für 8 Euro portofrei beim Autor bestellbar: Tel.: 173 72 390 86
Der Autor schreibt im Vorwort: „Nie hätte ich mir vorstellen können, jemals über mich etwas niederzuschreiben, und dies in einem Buchformat zu tun“. Denn das, was ihm passierte, hatte in seinem Leben „tiefe Wunden und sichtbare Narben hinterlassen“ (S. 1).
Gerda Engelbracht und Achim Tischer: Zwischen Erholung und Zwang. Kinderverschickungen in das Adolfinenheim Borkum (1921-1996)
Bremen: Klaus Kellner Verlag 2023, 143 Seiten
18 Euro
Während man viele Jahre lang auf kritische Berichte über die Kinderverschickungen warten musste, häufen sich in jüngster Zeit die Veröffentlichungen darüber.
Es kam sogar zu mehreren Publikationen über eine Einrichtung. Im Buch von Birgit Lübben: „Ware Kurkind. Was in Bremer Akten steht“ (Bremen 2023) sowie in einem 2021 von der Diakonie Niedersachsen herausgegebenen Forschungsbericht von Stefan Kleinschmidt und Nicole Schweig wird über das Adolfinenheim in Borkum berichtet. Genau diese Einrichtung steht im Mittelpunkt des lesefreundlich produzierten Buches von Engelbracht und Tischer.
Dietmar Schmitz: Abgegeben in fremde Hände – warum gerade ich?
Ein Verschickungskind alleine unterwegs!
Weeze 2024, 44 Seiten
Zum Selbstkostenpreis für 8 Euro portofrei beim Autor bestellbar: Tel.: 173 72 390 86
Der Autor schreibt im Vorwort: „Nie hätte ich mir vorstellen können, jemals über mich etwas niederzuschreiben, und dies in einem Buchformat zu tun“. Denn das, was ihm passierte, hatte in seinem Leben „tiefe Wunden und sichtbare Narben hinterlassen“ (S. 1).
Ein Sonderfall
Kinderheilstätte Aprath (Kreis Mettmann)
Neben den „Kurheimen“ gab es auch noch Einrichtungen, in welchen damals wirklich kranke Kinder geheilt werden sollten.
Eine solche Institution befand sich bei Wülfrath im Landkreis Mettmann. Diese befand sich in einem abgelegenen Waldgelände nahe Aprath.
Der ärztliche Leiter dieser „Heilanstalt“ war anfangs Georg Simon. Zwischen 1953 bis 1988 hatte sein Sohn Kurt Simon die Leitung inne. In dieser Szene gab es öfters Familienunternehmen.
Nach Aprath brachte man Kinder, die an der Tuberkulose (TBC) erkrankt waren. Als die TBC zurückging, wurde daraus zeitweise eine Lungenfachklinik und danach eine Altenpflegeeinrichtung. Diese ging im Jahre 2000 Konkurs. Später kaufte ein niederländischer Investor die Ruine.
Anders als bei den Massentransporten in die oben erwähnten Verschickungsheime wurden die Kinder von den Gesundheitsämtern einzeln nach Aprath verschickt. Eltern oder Mitarbeiterinnen der Jugendämter brachten oder holten die Kinder individuell ab.
Katharina Drexler: Ererbte Wunden heilen
Therapie der transgenerationalen Traumatisierung
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017, 160 Seiten, Preis: 25 Euro
ISBN: 978-3-608-89203-1
Dieses Buch ist beispielhaft für viele andere, welche versuchen, frühkindliche Traumata zu heilen. Denn inzwischen kennen wir eine Fülle von wissenschaftlicher Literatur über die Psychotherapie von Traumata; wie sie auch Millionen von Verschickungskindern erlebten. Viele von ihnen haben das bis heute nicht richtig bewältigen können.
Sabine Ludwig: Schwarze Häuser
Dressler Verlag, Hamburg 2022. 346 Seiten. Preis 10 Euro
ISBN: 978-3-7915-1204-4
Die 1954 geborene bekannte Kinderbuchautorin Sabine Ludwig wurde Mitte der 1960er Jahre in ein „Kinderheim“ auf eine Nordseeinsel „verschickt“. Aus diesem Grunde ist das „Kinderkurheim“ Kiebitz auf Borkum der Hauptort der Handlung dieses Romans für Kinder. In der Einrichtung erlebte die Hauptperson, die zwölfjährige Uli, alle Grausamkeiten, die auch aus anderen Berichten über „Verschickung“ bekannt geworden sind: Demütigungen und entwürdigendes Verhalten der unfähigen und manchmal betrunkenen „Erzieherinnen“, Briefzensur, Wegnahme persönlicher Gegenstände, gewaltsames Füttern und Zwang, das Erbrochene auszuessen. Doch etwas war anders: Denn dieses Buch wurde als Kinderbuch geschrieben. Es entwickelte sich eine eigene Kultur der Kinder gegen die Gewalt des Heimes. Da gab es Protest und Sabotage. Und dann auch einen lebensgefährlichen Fluchtversuch im Wattenmeer. Die Rettung kam in letzter Minute. Anders als leider oft in der Wirklichkeit, kamen die, von den Gewalttaten ahnungslosen Eltern, als Helfer und holten die Kinder nach Hause. Ein spannendes Kinderbuch, welches sich auch zum Vorlesen eignet.
Anja Röhl: Heimweh
Verschickungskinder erzählen
Psychosozial-Verlag, Gießen 2021, 228 Seiten, Preis: 25 Euro.
ISBN: 978-3-8379-3117-4
In ihrem zweiten Buch über die Verschickungskinder gibt Anja Röhl den Lesern Einblicke in das Schicksal von 23 Menschen, die als Kinder Opfer der deutschen Jugend-, Schul- und Gesundheitsbehörden geworden waren. Die Schilderungen ähneln sich so sehr und gleichen auch den Beschreibungen in anderen Publikationen, dass man meinen könnte, es handelte sich um ein einheitliches Konzept. Nein, das war nicht so. Die vielen Heime und ihre Träger hatten eigentlich nichts miteinander zu tun: Oder doch? Das was dort geschah, war Folge der „Schwarzen Pädagogik“, der Ausbildung, Haltung und Praxis von Ärzten und Aufpasserinnen, die vorwiegend aus der Nazi-Zeit stammten und etwa bis 1990 wirken konnten.
Regina Konstantinidis: Verschickt – Verdrängt – Vergessen
Ein persönlicher Erfahrungsbericht des Verschickungskindes Regina Baumann
BoD – Books on Demand. Norderstedt 2021, etwa 130 Seiten. Preis: 10 Euro
ISBN: 978-3-755-70065-4
Auf den ersten dreißig Seiten wird von Familie, Kindergarten und Schule eines Mädchens berichtet. Die Familie lebte am Stadtrand von Essen. Die alleinerziehende Mutter war mit den vier kleinen Kindern überfordert. Allerdings erfuhr das Mädchen körperliche Gewalt erstmals durch einen katholischen Kaplan in der Schule. Anfang der 1970er Jahre wurde das Kind im Alter von sechs oder sieben Jahren für sechs Wochen in das „Haus Ruhreck“ auf der Insel Borkum „verschickt“.
Udo Evers: Verschickungskind
Ein Rinnsal in den Hinterhalt
Laumann-Verlag, Dülmen, 2022, 68 Seiten, Preis: 10 Euro
ISBN: 978-3-89960-497-9
Einem fünfjährigen Jungen wird vorgegaukelt, dass es zu einem Ausflug gehe. Doch er verschwand für Wochen in einem „Kindersanatorium“ namens „Villa Sommerberg“ des Mineral- und Moorbades Rippoldsau im Schwarzwald (S. 61). Danach ging es ihm wie Millionen von anderen Kindern: „Die Bastion der Eltern als Vertrauensgaranten war nun endgültig in sich zusammengefallen“ (S. 21). Er trifft im Heim auf eine Hierarchie älterer und gewaltbereiter Jungen und erlebt Todesangst. Schuld und Scham waren die vorherrschenden Gefühle bei ihm. Bis ins Erwachsenenalter hat er Schwierigkeiten, sich an andere Menschen zu binden. Als er 2020 in einer TV-Sendung des ZDF von den „Kinderverschickungen“ erfährt, erlebt er, dass er nicht alleine ist. Ihm wurde klar, dass er Opfer eines für einen Fünfjährigen unbekannten Systems geworden war.